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Ordnung in die Natur! Der schwedische Forscher Carl von Linné

Ordnung in die Natur! Der schwedische Forscher Carl von Linné

Update: 2025-09-011
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Der schwedische Naturforscher Carl von Linné erfasste im 18.Jahrhundert die damals bekannte Tier- und Pflanzenwelt und brachte sie in eine logische Ordnung. Dazu führte er die binäre Benennung der Organismen ein. Dieses System ermöglicht es Wissenschaftlern, sich über Arten in einer präzisen und standardisierten Sprache auszutauschen.
Autorin: Susanne Hofmann (BR 2023)


Credits
Autor/in dieser Folge: Susanne Hofmann
Regie: Rainer Schaller
Es sprachen: Hemma Michel, Peter Weiß
Technik: Tim Höfer
Redaktion: Iska Schreglmann


Im Interview:
Kärin Nickelsen, Professorin für Wissenschaftsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München;
Gerhard Haszprunar, Professor em. für Zoologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, früherer Direktor der Zoologischen Staatssammlung München; 
Renate Hudak, Dipl.-Ingenieurin für Gartenbau, Botanischer Garten Augsburg


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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.


Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:


ERZÄHLER


Das musste ihm erst mal einer nachmachen! 


ZITATOR1


Kein Naturwissenschaftler hat mehr Beobachtungen in der Natur angestellt. Keiner hat einen solideren Einblick in alle drei Reiche der Natur zugleich gehabt. Keiner war ein größerer Botaniker oder Zoologe.


ERZÄHLER 


Ein Superlativ reiht sich an den nächsten. 


ZITATOR1


Keiner hat mehr Werke geschrieben, besser, ordentlicher, aus eigener Erfahrung. Keiner so völlig eine ganze Wissenschaft reformiert und eine neue Epoche eingeleitet. Keiner hat eine so über alle Welt ausgedehnte Korrespondenz gehabt. [langsam ausblenden]


ERZÄHLER 


Keine Frage: Nach dieser Einschätzung ist der so Gepriesene eine Ausnahmeerscheinung, eine überragende Figur in der Wissenschaft des 18. Jahrhunderts: der schwedische Naturforscher Carl von Linné. Randnotiz zum Schmunzeln – das überschwängliche Lob stammt aus Linnés eigener Feder. An Selbstbewusstsein mangelte es dem Schweden nicht. Seine Lebensleistung: Er entwickelte ein umfassendes, schlüssiges hierarchisches System der biologischen Klassifizierung. Alle damals bekannten Tiere und Pflanzen ordnete er in Kategorien wie Klassen, Ordnungen und Gattungen ein. Dafür rühmten ihn auch andere Geistesgrößen, der Philosoph Jean-Jacques Rousseau zum Beispiel: 


ZITATOR 2


Für mich gibt es keinen Größeren auf Erden. 


ERZÄHLER 


Und Goethe bekannte, dass Linnés Hauptwerk „Philosophia naturae“ sein steter Begleiter war und 


ZITATOR 3


dass nach Shakespeare und Spinoza auf mich die größte Wirkung von Linné ausgegangen ist 


ERZÄHLER 


Sein größtes Verdienst bringt Linné selbst so auf den Punkt:


ZITATOR 1


Gott schuf, Linné ordnete


ERZÄHLER 


Carl von Linné, oder Carl Linnaeus [Linnäus], wie er die ersten 50 Jahre seines Lebens hieß, revolutionierte die Biologie, indem er in der Natur „aufräumte“. Oder vielmehr: sich auf die Suche nach dem geheimen Plan machte, welcher der göttlichen Schöpfung nach seiner Vorstellung innewohnte - erklärt der österreichische Zoologe Gerhard Haszprunar, langjähriger Leiter der Zoologischen Staatssammlung in München und Zoologie-Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München:


1. ZUSPIELUNG Haszprunar 6:14


„Er war hundert Jahre vor Darwin, also von Evolution gab es noch gar keine Rede. Und daher war für ihn diese Ordnung göttlich vorgegeben. Punkt. Also er hat gar nicht versucht, diese Ordnung in irgendeiner Form durch einen Mechanismus zu erklären, sondern das war die göttliche Schöpfung, die ist hierarchisch geordnet, offensichtlich, und die Aufgabe des Wissenschaftlers ist jetzt, diese göttliche Ordnung in allen Details zu erkennen und zu beschreiben. Das war sein Programm, und das hat er knallhart durchgezogen.“


ERZÄHLER 


Linné war ein begnadeter Beobachter. Was er sah – seien es nun Mineralien, Tiere oder Pflanzen – sortierte er. Sein Ordnungssystem sorgt noch heute für Übersicht in der Botanik und in der Zoologie – und das, obwohl wir in den über 250 Jahren seit seinem Tod im Jahr 1778 viele neue Erkenntnisse gewonnen und unzählige weitere Pflanzen und Tiere entdeckt haben. Die Tierwelt ordnete Linné folgendermaßen: Er unterteilte die Tiere in sechs grobe Gruppen – Säugetiere, Vögel, Amphibien, Fische, Insekten und Würmer. Diese sechs Kategorien wiederum untergliederte er weiter – in Stämme, Klassen, Ordnungen, Familien und Gattungen. Der Zoologe Gerhard Haszprunar:


2. ZUSPIELUNG Haszprunar 8:11


„Also wir haben Begriffe wie etwa jetzt die Säugetiere. In den Säugetieren haben wir die Huftiere. In den Huftieren haben wir jetzt zwei Gruppen: Paarhufer und Unpaarhufer. In den Paarhufern haben wir jetzt Hornträger und Geweihträger und so weiter und so fort. Also, das ist so ineinander geschachtelt wie eine russische Puppe, aber vielfach, nicht bloß ein paar, sondern 30, 40 solcher Kategorien.“


MUSIK m02 (Z8028537114, Rework it, Artisan crafts, Sponticcia, Martin, 0:53 Min)


ERZÄHLER 


Linnés besonderes Interesse galt indes der Welt der Pflanzen, der Botanik. Schon als Kind, Anfang des 18. Jahrhunderts, tummelte er sich gern im Garten seines Vaters. Der hatte einen besonders schönen, selbst angelegten Lustgarten, in dem er auch seltene Pflanzen anbaute, darunter mediterrane Kräuter wie Thymian oder Rosmarin. Der junge Carl durfte bald seine eigenen Beete beharken und lernte die Namen der Pflanzen kennen. Was die Benennung von Pflanzen betraf, herrschte damals Wildwuchs…


ZITATOR 2 oder 3


„…da dreißig oder vierzig Botaniker ein und derselben Pflanze ebenso viele verschiedene Namen beilegten. Auf diese Weise war die ganze Botanik zu einem wahren Chaos, zu einem allgemeinen Babel geworden, wo niemand mehr seinen Nachbarn verstehen konnte.“


ERZÄHLER 


So beschrieb der französische Naturforscher und Geologe Georges Cuvier die Begriffsverwirrung, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, die damals herrschte. Für die Botaniker der Zeit eine kaum noch zu beherrschende Herausforderung, meint Kärin Nickelsen, Professorin für Wissenschaftsgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie forscht zur Geschichte der Biologie, insbesondere zur Geschichte der Botanik.


3. ZUSPIELUNG Nickelsen 4:12


„Zu der Zeit, als Linné lebte, gab es natürlich sehr viele andere Systeme bereits, aber diese Systeme waren nicht einheitlich, und die Arten und Gattungen hießen auch unterschiedlich, je nachdem, welches System man anlegte. Also es gab eine große Verwirrung, und die wurde umso ein beschwerlicher und auch wirklich hinderlicher, als ja viele neue Arten nach Europa kamen, also durch die Expansionsbestrebungen, die Kolonialunternehmen der europäischen Mächte, kamen sehr viele neue Pflanzenarten auch Tierarten - aber bleiben wir mal bei den Pflanzen,… nach Europa. Die musste man neu benennen, und sie bekamen häufig ganz unterschiedliche Namen, je nachdem, wer sie gerade in seinem System benannt hat. So, jetzt kam Linné und wollte ein einheitliches System schaffen.“ 


ERZÄHLER 


Dieses einheitliche System der Benennung ist eine von Linnés Errungenschaften als Naturforscher. Doch ehe wir dazu kommen – rasch ein Abstecher in seine Biographie. 


MUSIK m03 C1480470016, Tempelfeste, Melancholie - Music for film, Proksch, Michael, 0:49 Min)


ERZÄHLER 


Name:


ZITATOR 1 


Carl Linnaeus


ERZÄHLER 


Art


ZITATOR 1


Homo sapiens 


ERZÄHLER 


Unterart


ZITATOR 1


Naturforscher, Botaniker, Arzt


ERZÄHLER


Herkunft: 


ZITATOR 1


Småland [smoland], Provinz in Südschweden


ERZÄHLER


Lebenszeit:


ZITATOR 1


1707 bis 1778


ERZÄHLER


Aussehen - nach seiner eigenen Beschreibung:


ZITATOR 1


„Der Kopf groß, mit gewölbtem Hinterhaupt, … Die Augen braun, lebhaft, äußerst scharf, von hervorragender Sehkraft. … Ein entschlossener Charakter, leicht zu Zorn, Freude, Trauer geneigt, sc

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Susanne Hofmann