Smartphone an der Schule: Helfen Verbote wirklich?
Update: 2025-09-04
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Darüber hat sich Silke Müller viele Gedanken gemacht. Sie war 16 Jahre lang Schulleiterin der Waldschule in Hatten im Kreis Oldenburg. Was sie da erlebt hat, hat sie im Buch "Wir verlieren unsere Kinder! Gewalt, Missbrauch, Rassismus. Der verstörende Alltag im Klassen-Chat" verarbeitet. Heute ist sie auch Digitalbotschafterin des Bundeslandes Niedersachsen. Angesichts des neu begonnenen Schuljahres hat SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch im Gespräch mit der Autorin gefragt, was im Umgang mit digitalen Endgeräten helfen könnte und was nicht.
Silke Müller sieht noch viel Forschungs- und Diskussionsbedarf. Ein Beispiel sei die Debatte um eine Altersbeschränkung für Online-Plattformen, wie Tiktok, Instagram oder Facebook, ab 16 Jahren: "Ich glaube, dass im Moment dieses Alter 16 gerade ein bisschen von den Bäumen fällt. Es ist ja nicht evidenzbasiert. Ich glaube auch, dass wir viel mehr Kinder und Jugendliche einbeziehen müssten, was ihre Meinung zu Teilhabe angeht. Vielleicht ist 14 das richtige Alter, vielleicht 15, vielleicht 16 - ich meine, dass 16 ein bisschen spät ist." Klar müsse aber sein: Das Recht auf Schutz von Kindern und Jugendlichen müsse immer über dem Recht auf Teilhabe stehen. Grundsätzlich begrüßt Müller es aber sehr, dass endlich eine gesellschaftliche Debatte über die Gefahren digitaler Technologien in Gang gekommen ist.
Silke Müller sieht Verbote nicht zwangläufig als das beste Mittel. Für sie ist aber klar, dass eine unregulierte Nutzung digitaler Technologie und Inhalte problematisch ist: "Im Unterricht müssen Geräte aus meiner Sicht unbedingt administriert sein. Auch dort sind private Endgeräte nicht gut zu handhaben." Ein "Handy-Verbot im Unterricht" im Gegenzug für eine Freigabe in den Pausen ist für sie aber der komplett falsche Weg: "Da bin ich ein totaler Gegner. Ich habe ja eine sehr digitale Schule geleitet, wo die Kinder selbstverständlich mit Tablets und technischen Geräten gearbeitet haben, aber in den Pausen war das Smartphone immer untersagt – selbst in Klasse 10 noch." Pause sei ein Raum für Begegnung, Interaktion, Bewegung und selbst für Langeweile, aber nicht für Ablenkung mit dem Smartphone.
Die Bundesregierung will eine Expertenkommission für mehr Kinder- und Jugendschutz im Netz einsetzen. Sie soll sich mit genau solchen Themen, wie Altersgrenzen für Kinder bei der Nutzung von Online-Netzwerken oder der Rolle digitaler Endgeräte an Schulen beschäftigen. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hatte sich zuletzt offen für solch eine Altersgrenze bei Online-Plattformen gezeigt. Regeln für große Plattformbetreiber legt aber meistens die EU fest. Bildung, und damit auch Medienbildung, sind wiederum Sache der Bundesländer. Das kritisiert Silke Müller. Für sie ist der Föderalismus in dieser Frage aus der Zeit gefallen und sie appelliert an die Kultusministerkonferenz, hier bundeseinheitliche Standards festzulegen. Prien hatte zuletzt gesagt, es brauche nicht unbedingt ein bundesweites Handyverbot an Schulen. Stattdessen seien wirksame Regelungen nötig, die sich nach ein paar Jahren messen ließen. Als Bildungsministerin von Schleswig-Holstein hatte Prien unter anderem eingeführt, dass Kinder und Jugendliche ihre Handys an Schulen nicht mehr für private Zwecke nutzen dürfen. In Hessen gibt es seit Beginn des neuen Schuljahres ein Handyverbot an Schulen.
Mehrere Bildungsorganisationen warnen vor generellen Smartphone-Verboten an Schulen. Sie fordern stattdessen pädagogische Konzepte. Medienkompetenz entstehe nicht durch Verbote, sondern durch gemeinsames Üben und pädagogische Begleitung, schrieben zuletzt in einem offenen Brief unter anderem der Bundeselternrat und das Deutsche Kinderhilfswerk. Ein Verbot verhindere den Lernprozess für den richtigen Umgang mit dem Smartphone und verlagere die Probleme ins Elternhaus.
Altersbeschränkung, Einschränkung oder Smartphone-Verbot an der Schule - was hilft?
Silke Müller sieht noch viel Forschungs- und Diskussionsbedarf. Ein Beispiel sei die Debatte um eine Altersbeschränkung für Online-Plattformen, wie Tiktok, Instagram oder Facebook, ab 16 Jahren: "Ich glaube, dass im Moment dieses Alter 16 gerade ein bisschen von den Bäumen fällt. Es ist ja nicht evidenzbasiert. Ich glaube auch, dass wir viel mehr Kinder und Jugendliche einbeziehen müssten, was ihre Meinung zu Teilhabe angeht. Vielleicht ist 14 das richtige Alter, vielleicht 15, vielleicht 16 - ich meine, dass 16 ein bisschen spät ist." Klar müsse aber sein: Das Recht auf Schutz von Kindern und Jugendlichen müsse immer über dem Recht auf Teilhabe stehen. Grundsätzlich begrüßt Müller es aber sehr, dass endlich eine gesellschaftliche Debatte über die Gefahren digitaler Technologien in Gang gekommen ist.
Handy-Verbot an der Schule - muss nicht sein?
Silke Müller sieht Verbote nicht zwangläufig als das beste Mittel. Für sie ist aber klar, dass eine unregulierte Nutzung digitaler Technologie und Inhalte problematisch ist: "Im Unterricht müssen Geräte aus meiner Sicht unbedingt administriert sein. Auch dort sind private Endgeräte nicht gut zu handhaben." Ein "Handy-Verbot im Unterricht" im Gegenzug für eine Freigabe in den Pausen ist für sie aber der komplett falsche Weg: "Da bin ich ein totaler Gegner. Ich habe ja eine sehr digitale Schule geleitet, wo die Kinder selbstverständlich mit Tablets und technischen Geräten gearbeitet haben, aber in den Pausen war das Smartphone immer untersagt – selbst in Klasse 10 noch." Pause sei ein Raum für Begegnung, Interaktion, Bewegung und selbst für Langeweile, aber nicht für Ablenkung mit dem Smartphone.
Bundesregierung will Kinder- und Jugendschutz stärken
Die Bundesregierung will eine Expertenkommission für mehr Kinder- und Jugendschutz im Netz einsetzen. Sie soll sich mit genau solchen Themen, wie Altersgrenzen für Kinder bei der Nutzung von Online-Netzwerken oder der Rolle digitaler Endgeräte an Schulen beschäftigen. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hatte sich zuletzt offen für solch eine Altersgrenze bei Online-Plattformen gezeigt. Regeln für große Plattformbetreiber legt aber meistens die EU fest. Bildung, und damit auch Medienbildung, sind wiederum Sache der Bundesländer. Das kritisiert Silke Müller. Für sie ist der Föderalismus in dieser Frage aus der Zeit gefallen und sie appelliert an die Kultusministerkonferenz, hier bundeseinheitliche Standards festzulegen. Prien hatte zuletzt gesagt, es brauche nicht unbedingt ein bundesweites Handyverbot an Schulen. Stattdessen seien wirksame Regelungen nötig, die sich nach ein paar Jahren messen ließen. Als Bildungsministerin von Schleswig-Holstein hatte Prien unter anderem eingeführt, dass Kinder und Jugendliche ihre Handys an Schulen nicht mehr für private Zwecke nutzen dürfen. In Hessen gibt es seit Beginn des neuen Schuljahres ein Handyverbot an Schulen.
Kritik an Smartphone-Verbotspolitik an Schulen von Bildungsorganisationen
Mehrere Bildungsorganisationen warnen vor generellen Smartphone-Verboten an Schulen. Sie fordern stattdessen pädagogische Konzepte. Medienkompetenz entstehe nicht durch Verbote, sondern durch gemeinsames Üben und pädagogische Begleitung, schrieben zuletzt in einem offenen Brief unter anderem der Bundeselternrat und das Deutsche Kinderhilfswerk. Ein Verbot verhindere den Lernprozess für den richtigen Umgang mit dem Smartphone und verlagere die Probleme ins Elternhaus.
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