DiscoverAlles Geschichte - Der History-PodcastACHTUNG BAURISIKO! Großbaustelle der Renaissance, der Florentiner Dom
ACHTUNG BAURISIKO! Großbaustelle der Renaissance, der Florentiner Dom

ACHTUNG BAURISIKO! Großbaustelle der Renaissance, der Florentiner Dom

Update: 2025-07-252
Share

Description

Es ist ein Bauwerk, das die Grenzen des Vorstellbaren sprengte - und das ohne moderne Technik: der Florentiner Dom mit seiner gewaltigen Kuppel. Ein Blick hinter eines der größten Bauprojekte der Renaissance und auf das Genie dahinter: Filippo Brunelleschi. Von Susanne Hofmann (BR 2025)

Credits
Autorin: Susanne Hofmann
Regie: Sabine Kienhöfer
Es sprachen: Rahel Comtesse, Christian Baumann, Friedrich Schloffer
Technik: Andreas Caramelle
Redaktion: Nicole Ruchlak   
Im Interview: Dr. Bernd Kulawik, Ross King

Eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 2025

Besonderer Linktipp der Redaktion:

BR: W. M. Thackeray: Vanity Fair - Jahrmarkt der Eitelkeit

Diese Frau will nach oben, dazu gehören zur Londoner High Society, mitspielen auf dem "Jahrmarkt der Eitelkeit": die smarte Becky Sharp mit den unvergesslich grünen Augen - und eine Waise von zweifelhafter Herkunft - stürzt sich mit brillant manipulativer Schauspielkunst auf den Hochzeitsmarkt. In einem typisch viktorianischen Roman wäre sie, die stets freundliche, tugendhafte Amelia, die Heldin gewesen, doch der Satiriker William Makepeace Thackeray sprengte mit "Vanity Fair" 1847/48, untertitelt mit "Roman ohne Held", einfach mal eben das Konzept des bis heute so populären viktorianischen Sittenromans. "Jahrmarkt der Eitelkeit" zählt bis heute zu den bedeutendsten englischen Romanen, Charlotte Brontës widmete ihm begeistert "Jane Eyre". Mit Becky Sharp erschuf Thackeray eine der gerissensten Anti-Heldinnen der Literatur, die alle Figuren der "Bridgerton"-Erfolgsserie blass aussehen lässt. Percy Adlon liest den mehrfach verfilmten Klassiker der Regency-Ära in einer gekürzten Fassung in acht Folgen. ZUM PODCAST

Linktipps

BR (2021): Die Gärten von Florenz 

Filmautorin Eva Severini entdeckt die großen und kleinen Gärten von Florenz - den privaten Park der Grafen Torriggiani, den Renaissancegarten der Villa Medici in Castello oder den Garten der Villa Gamberaia. JETZT ANSEHEN

SR (2025): UNESCO Weltkulturerbe – Schätze für die Ewigkeit in Florenz  

Florenz beherbergt die größte Ansammlung von Kunstwerken, die auf der ganzen Welt bekannt sind. Den David von Michelangelo, die Venus von Botticelli, den Glockenturm von Giotto, die Domkuppel von Brunelleschi. Dies war 1982 für die UNESCO ein Grund, um die Stadt zum Weltkulturerbe zu erklären. Eine große Verantwortung für eine relativ kleine Stadt. Wie soll man all diese Schätze erhalten? Der Film schaut den Meisterinnen und Meistern der Restaurierungskunst bei ihrer Arbeit zu und zeigt so die Renaissancestadt Florenz aus der Werkstattperspektive. JETZT ANSEHEN

Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:


DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.

Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN

Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.

Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
JETZT ENTDECKEN

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:


MUSIK & ATMO Glocken, Menschenmenge


ERZÄHLERIN
Es ist ein Festtag, wie ihn selbst die Stadt Florenz in ihrer glanzvollen Geschichte selten erlebt hat. Der 25. März 1436. Das Geläut von Kirchenglocken und der Duft von Weihrauch ziehen durch die Gassen. Die ganze Stadt ist auf den Beinen. Die betuchten Herrschaften tragen ihre Festgewänder – bodenlange Kleider aus purpurrotem oder königsblauem Samt und golddurchwirktem Brokat für die Damen, enganliegende Beinkleider und Säbel für die Herren. Man feiert nicht nur den Beginn des Neuen Jahres. Der fällt damals in Florenz traditionell auf den Festtag Mariä Verkündigung. Die stolze Stadt Florenz – Heimat der Medici und aufstrebende Kunst-Metropole – legt Wert auf kulturelle Eigenständigkeit, dazu gehört auch ein eigener Kalender. Am Neujahrstag von 1436 kommt jedoch noch ein besonderer Anlass dazu: Die Weihe des Doms zu Florenz, der Kathedrale Santa Maria del Fiore. Papst Eugen IV. persönlich weilt in der Stadt, er leitet die Zeremonie. Von seiner Residenz, der Kirche Santa Maria Novella, zieht er in einer feierlichen Prozession zum Dom, flankiert von Kardinälen, mehreren Dutzend Bischöfen sowie Mitgliedern der Florentiner Regierung. Um die schaulustige Menschenmenge auf Abstand zu halten, hat man eigens eine Art Laufsteg für den Papst und seine Entourage gezimmert. Auf der hölzernen Plattform schreiten sie über den Köpfen des Volkes einher und ziehen in den Dom ein.


MUSIK 


ERZÄHLERIN
Es erklingt die eigens komponierte Motette eines damaligen Weltstars, des franko-flämischen Komponisten Guillaume Dufay: Nuper rosarum flores.
Ein gregorianischer Choral über die biblischen Zeilen „Terribilis est locus iste” bildet die Grundlage – “Ehrfurchtgebietend ist dieser Ort”. Noch heute gilt die Komposition als herausragendes Werk der frühen Renaissance. Und ist damit eine angemessene Würdigung des Bauwerks, das hier besungen und von den Florentinern gefeiert wird, so der Musikwissenschaftler und Architekturhistoriker Dr. Bernd Kulawik. Er lehrt an der Technischen Universität Wien:


1. ZUSPIELUNG Bernd Kulawik
Dass das das mit Abstand größte architektonische Wunderwerk seit der Antike sein würde, das war klar. … der größte imposanteste Kirchenraum, den man überhaupt haben konnte. Und das ist ganz klar: Wer den baut, ist der Star. Das ist ein Könner ohnegleichen.


MUSIK


ERZÄHLERIN
Dieser Könner ist der gelernte Goldschmied Filippo Brunelleschi. Er kommt ein halbes Jahrhundert zuvor, 1377, in Florenz zur Welt. Damals ist der Dombau schon seit mehreren Generationen im Gange. Ein überaus ehrgeiziges Unterfangen, allein schon in seinen Ausmaßen. Das Gebäude soll 150 Meter lang werden und mit seiner Kuppel mehr als 100 Meter in den Himmel ragen. Schließlich wollte man der Welt zeigen, wer man war und insbesondere den ewigen Konkurrenten, den Stadtstaat Siena im Süden der Toskana, ausstechen. Um Platz für das Gotteshaus zu schaffen, ließ man ein ganzes Stadtviertel abreißen, auch zwei alte Kirchen mussten weichen, so der kanadisch-britische Kunsthistoriker Ross King. Er ist für sein Buch „Das Wunder von Florenz“ in die Geschichte des Florentiner Doms eingetaucht.


2. ZUSPIELUNG King
8.16 Making a cathedral was a work of centuries. In those days, the work of many decades at least. And after a century of building the Florentines still had not reached the east end of the cathedral where they were going to have this massive dome.


OVERVOICE
Einen Dom zu bauen, war zu dieser Zeit das Werk von Jahrhunderten, zumindest aber vieler Jahrzehnte. Und nach einem Jahrhundert Bauzeit hatten die Florentiner noch immer nicht das östliche Ende des Doms erreicht, wo sie diese gewaltige Kuppel errichten wollten.


MUSIK


ERZÄHLERIN
Menschen wurden neben der Dauerbaustelle geboren und starben, ohne, dass sie darauf hoffen durften, die Vollendung des Bauwerks zu erleben.
Fassade und Wände des Längsschiffs wuchsen nur langsam aus dem Boden. Als auch noch die Pest wütete und einen Großteil der Bevölkerung dahinraffte, verzögerte sich der Dombau weiter. Doch auch diese Krise überwanden die Florentiner. Nur für ein strukturelles Problem hatten sie keine Lösung. Und dieses Problem war gewaltig und für alle sichtbar, die hier lebten – wie der Goldschmied Brunelleschi. Im entstehenden Dom klaffte ein riesiges Loch über dem Altarraum. Hier, über einem achteckigen Grundriss, sollte sich eine mächtige Kuppel erheben – nur, wie sollte man die erbauen? Darüber rätselte die gesamte Stadt, so der Architekturhistoriker Bernd Kulawik.


3. ZUSPIELUNG Kulawik
Als Brunelleschi geboren wurde, das kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, gab es … auf der ganzen großen weiten Welt niemanden, der gewusst hätte, wie man das technische Problem löst, diese Kuppel zu errichten.


ERZÄHLERIN
Wie um Himmels Willen sollte man eine Spannweite von rund 45 Metern überwölben? Das entspricht der Länge eines halben Fußballfeldes. Und damit nicht genug: Die Kuppel sollte erst in einer schwindelerregenden Höhe von rund 40 Metern beginnen, also ungefähr in der Höhe eines 12-stöckigen Wohnhauses. Nie zuvor war ein derart ehrgeiziger Bau realisiert worden. Der Kunsthistoriker Ross King.


4. ZUSPIELUNG King
And what they planned for, was something that was absolutely gargantuan and it was unprecedented in size. And so, what they were hoping is that in future – they knew in 1367 when the townspeople voted for this audacious plan they knew, when the time came for them to build this, they would all be dead. And so, it was st

Comments 
00:00
00:00
x

0.5x

0.8x

1.0x

1.25x

1.5x

2.0x

3.0x

Sleep Timer

Off

End of Episode

5 Minutes

10 Minutes

15 Minutes

30 Minutes

45 Minutes

60 Minutes

120 Minutes

ACHTUNG BAURISIKO! Großbaustelle der Renaissance, der Florentiner Dom

ACHTUNG BAURISIKO! Großbaustelle der Renaissance, der Florentiner Dom

Susanne Hofmann