DiscoverAlles Geschichte - Der History-PodcastWESTDEUTSCHLAND NACH 1945 - Wie die Sieger sich zerstritten
WESTDEUTSCHLAND NACH 1945 - Wie die Sieger sich zerstritten

WESTDEUTSCHLAND NACH 1945 - Wie die Sieger sich zerstritten

Update: 2025-07-04
Share

Description

Der Zweite Weltkrieg war kaum vorbei, NS-Deutschland und Japan hatten kapituliert, da erkannten die Westalliierten und die Sowjetunion, dass sie keinen Draht mehr zueinander fanden. Das Ergebnis war der Auftakt zum "Kalten Krieg". Von Rainer Volk (BR 2007)

Credits
Autor: Rainer Volk
Regie: Rainer Volk
Es sprachen: Krista Posch, Axel Wostry, Helmut Stange
Redaktion: Brigitte Reimer  
Im Interview: Prof. em. Dr. Rolf Steininger

Besonderer Linktipp der Redaktion:

SR: Interpretationssache

Was macht Über-Songs wie Let it Be, Nothing Else Matters, Skyfall oder Beethovens Mondscheinsonate so "über"? Das findet Roland Kunz in "Interpretationssache" raus. Er hört genau hin und erzählt die Geschichten dahinter. So wie beim berührenden Soundtrack von „Schindlers Liste“: Eine der besten Filmmusiken, die der große John Williams in seiner langen Karriere geschrieben hat. Roland erzählt, warum John Williams sich diesem Oscar-prämierten Film erst nicht gewachsen fühlte und was den Soundtrack von Schindlers Liste so außergewöhnlich macht. ZUM PODCAST

Linktipps

Radiowissen (2020): Potsdamer Abkommen – Eine Konferenz und ihre Folgen

Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg? Darüber berieten im Sommer 1945 die Siegermächte USA, Großbritannien und Sowjetunion in Potsdam. Die Konferenz stand im Zeichen wachsender Spannungen zwischen Ost und West. JETZT ANHÖREN

ZDF (2020): Welt am Abgrund

Ende der fünfziger Jahre beginnt das nukleare Spiel der Supermächte - die USA und die UdSSR stationieren Atomraketen in Europa. Und im geteilten Deutschland stehen sich die beiden Militärblöcke NATO und Warschauer Pakt direkt gegenüber. JETZT ANSEHEN

Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:


Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?

DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.

Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN

Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.

Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
ARD Audiothek | Alles Geschichte
JETZT ENTDECKEN

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

O-Ton 1: Roosevelt – Jalta-Bericht


Erzählerin:
Es ist der 1.März 1945. In Washington bilanziert Präsident Roosevelt vor dem US Kongress die Konferenz von Jalta. Er spricht von einem erfolgreichen Kraftakt der drei Großmächte für den Frieden, sieht einseitiges Handeln, Einflusssphären und Machtgleichgewichts-Denken am Ende.


Übersetzer
„Als Ersatz schlagen wir eine Weltorganisation vor, der sich alle friedliebenden Nationen anschließen können. Ich bin sicher: der US-Kongress wird diesem Ergebnis als Anfang einer stabilen Friedens-Struktur zustimmen. Darauf können wir eine bessere Welt für unsere Kinder und Enkel – ihre und meine – aufbauen; eine Welt, auf der sie leben können und müssen. Das ist die eine Botschaft, die ich für Sie habe. Ich empfinde sie sehr tief – und ich weiß, es geht ihnen heute und in Zukunft ähnlich.“


Erzählerin:
Wenige Wochen später sind diese Worte bereits veraltet. Nicht nur, weil Roosevelt am 12. April 1945 stirbt – also noch vor der deutschen Kapitulation -, sondern weil auch vom Weltfrieden kaum mehr die Rede ist. Wichtige interne Papiere der Siegermächte des Weltkriegs zeigen, dass schon bei der Konferenz von Jalta - im Nachhinein betrachtet –die Teilung der Welt in Ost und West beschlossen und der „Kalte Krieg“ eröffnet worden ist. Zu Beginn des Treffens, am 4.Februar 1945, ahnt das keiner der Anwesenden. Im Gegenteil: die Gesprächs-Atmosphäre auf der Halbinsel Krim ist freundlich. Stalin, später der Bösewicht schlechthin für den Westen, wird von einer Wochenschau als Sieger der Schlacht an der Oder gelobt:


O-Ton 2:


The distinguished man, on whose sturdy shoulders falls the responsibility of the government of Russia came to the conference with the enviable prestige
 of being the architect of the greatest land victory of the war.”


O-Ton 3: (Lautsprecher/Leipzig)


„Alle Personen in dieser Stadt werden unver¬züglich und vorbehaltlos alle Anordnungen und Befehle der Militärregierung …. Sabotage und Plündern sind verboten. Auf jedes dieser Verbrechen steht die Todesstrafe… Behalten Sie ihre Lebensmittelkarten… Im Freien darf man sich nur zwischen acht und zehn Uhr des Morgens… weitere Ankündigungen werden folgen.“


Erzählerin:
Als die Alliierten sich den Deutschen im besiegten Land als neue Herren vorstellen – hier eine Lautsprecherdurchsage aus Leipzig – sind Euphorie und gegenseitiges Wohlwollen der Sieger jedoch schon verflogen


ATMO


Erzählerin:
So schreibt der britische Premierminister Winston Churchill dem neuen US-Präsidenten Truman am 12.Mai ’45 per Telegraph einen langen, sorgenvollen Brief über die Strategie der Sowjetunion:


Zitator 2:
„Ich habe mich stets um die Freundschaft der Russen bemüht; aber ihre falsche Auslegung der Jalta-Beschlüsse, ihre Haltung gegen Polen, ihr überwältigender Einfluss auf dem Balkan, …die Verkoppelung ihrer Macht mit der Besetzung und Kontrolle so ungeheurer und weiter Gebiete… beunruhigen mich ebenso sehr wie Sie. Wie wird sich die Lage in ein bis zwei Jahren darstellen, wenn die britischen und amerikanischen Armeen nicht mehr existieren und die Franzosen noch keine beachtliche Armee aufgestellt haben…?!


Erzählerin:
Zwar ist Churchill bald ohne Amt, denn seine Konservative Partei verliert Ende Juli 1945 bei Unterhauswahlen die Mehrheit; doch der Nachfolger Attlee und der neue Außenminister Bevin teilen seine Meinung. Der Innsbrucker Zeithistoriker, Professor Rolf Steininger, einer der besten Kenner der Zeit des „Kalten Krieges“, sagt resümierend:


O-Ton 5: Steininger – GB/45:


„Wir haben in London eine Entwicklung, die schon seit dem Frühjahr 45 – man kann sogar noch weiter zurück gehen, aber Frühjahr 45 von tiefem Misstrauen gegenüber der sowjetischen Politik getragen ist – von der sogenannten „russischen Gefahr.“



Erzählerin:
Bei der Potsdamer Konferenz von Juli bis Anfang August 1945 bestätigen die Weltkriegs-Alliierten zwar die Jalta-Vereinbarung, Deutschland aufzuteilen in Besatzungszonen und einen Kontrollrat für gesamtdeutsche Fragen einzusetzen. Auch werden die Bedingungen für die Kapitulation Japans und die so genannte „Oder-Neisse-Linie“ als künftige Westgrenze Polens diskutiert. Doch Truman ist nicht Roosevelt. Der Neuling im Weißen Haus, bisher mit Weltpolitik wenig befasst, hat sich rasch eingearbeitet. Rolf Steininger hält den Sohn eines einfachen Farmers aus Missouri keineswegs für ‚überfordert’ mit der Materie:


O-Ton 6: (Steininger – Truman)


Truman ist massiv unterschätzt worden. Truman ist so „down to earth“ – ein Mann der praktischen Politik. Er ist auch jener, der zum ersten Mal Molotov sagt: Haltet Eure Verträge ein – dann wir auch. Und er ist auch schon von einem tiefen Misstrauen getragen.“


Erzählerin:
Diese Haltung Trumans bildet sich im Laufe des Jahres 1945 allmählich heraus. Bezeichnend ist, wie er bereits in Potsdam gegenüber Stalin ein Weltereignis quasi ‚im Nebensatz’ ankündigt: den Abwurf der ersten Atombombe.


O-Ton 7: (BBC-Hiroshima)


„Scientists, British and American have made the Atomic Bomb at last. The first one was dropped on a Japanese city early this morning. It was……


Erzählerin:
Zwei Tage nachdem die britische BBC – wie alle anderen Radiosender der Welt auch – den Abwurf von Hiroshima meldet, greifen Sowjettruppen am 8.August auf dem asiatischen Kriegsschauplatz ein. Briten und Amerikaner sehen die schnellen Erfolge als Beweis für die Schlagkraft Moskaus. Das vergrößert den Argwohn gegenüber Stalin. Prompt lehnt Truman eine sowjetische Beteiligung an der Besetzung der japanischen Insel Hokkaido ab; umgekehrt verweigert Stalin den USA den Wunsch, auf der Insel-Gruppe der Kurilen einen Stützpunkt zu errichten:


Zitator 1:
„Wünsche dieser Art werden normalerweise entweder einem besetzten Land vorgelegt oder einem alliierten Land, das unfähig ist, einen bestimmten Teil seines Landes selbst zu verteidigen… Ich glaube nicht, dass die Sowjetunion in eine dieser beiden Kategorien eingereiht werden kann.“


Erzählerin:
In Europa schnürt sich das Problemknäuel im Herbst und Winter 1945-46 weiter zu: Vor allem verschlechtert sich überall die Ernährungslage: in Frankreich, Italien, Großbritannien, aber auch in Deutschland sind Lebensmitte

Comments 
00:00
00:00
x

0.5x

0.8x

1.0x

1.25x

1.5x

2.0x

3.0x

Sleep Timer

Off

End of Episode

5 Minutes

10 Minutes

15 Minutes

30 Minutes

45 Minutes

60 Minutes

120 Minutes

WESTDEUTSCHLAND NACH 1945 - Wie die Sieger sich zerstritten

WESTDEUTSCHLAND NACH 1945 - Wie die Sieger sich zerstritten

Rainer Volk