DAS ALTE ROM - Caesar!
Description
"Veni vidi vici" - Ich kam, sah, siegte: Julius Cäsar ist einer der Super-Promis der Weltgeschichte. Er eroberte Gallien, siegte im Bürgerkrieg, führte dabei das Ende der Republik herbei und legte die Grundlagen für die neue Ordnung des römischen Kaisertums, ohne es selbst zu wissen. Dass er einem Attentat zum Opfer fiel, hat die Faszinationskraft eher noch gesteigert. Von Brigitte Kohn (BR 2009)
Credits
Autorin: Brigitte Kohn
Regie: Martin Trauner
Es sprachen: Sabine Kastius, Thomas Loibl, Stefan Wilkening, Michael Habeck, Andreas Neumann
Technik: Roland Böhm
Redaktion: Hildegard Hartmann
Im Interview: Prof. em. Dr. Christian Meier
Besonderer Linktipp der Redaktion:
ARD (2025): Schlechte Gesellschaft – Die ARD Polit- und Psychokrimis
Verborgene Machenschaften, gesellschaftliche Abgründe und private Tragödien mit Tiefgang. Dieser Podcast entlarvt abgebrühte Schurken, toxische Verstrickungen, undurchsichtige Unternehmen und raffinierte Regierungen. Relevant, politisch und mit absoluter Nervenkitzel-Garantie – „Schlechte Gesellschaft“ gibt es in der Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt. ZUM PODCAST
Linktipps
Deutschlandfunk (2023): Cäsar, Hitler, Putin – Tyrannenmord – Darf man einen Tyrannen töten?
"Gibt es einen Brutus in Russland?", fragte ein US-Senator kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Es war eine Anspielung auf den Mann, der Cäsar umgebracht hat. Die Frage, ob Tyrannenmord legitim sein kann, stellte sich schon öfter. JETZT ANHÖREN
Radiowissen (2020): Kleopatra – Königin der Königinnen
Geheimnisvoll, exotisch, erotisch, attraktiv, klug, selbstbewusst und ehrgeizig. Kleopatra gilt als Schönheitsideal ihrer Zeit, der führende Staatsmänner wie Cäsar und Marc Anton bedingungslos verfallen. JETZT ANHÖREN
Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:
DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.
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Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
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Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
MUSIK
ERZÄHLERIN:
Rom. 44 vor Christus, der 15. März, früh am Morgen. Die Iden des März sind angebrochen. Für Cäsars Frau Calpurnia ist es kein guter Morgen. Sie hat schlecht geschlafen, und böse Vorahnungen plagen sie. Der griechische Historiker Plutarch weiß warum:
ZITATOR PLUTARCH:
„Es war nämlich auf Beschluss des Senats an Cäsars Haus als Zierde und Zeichen der Würde ein Firstschmuck angebracht, und Calpurnia träumte, wie er wieder herabgerissen wurde und wie sie darüber weinte und jammerte ...“
ERZÄHLERIN:
Als Plutarch seine Cäsar-Biographie schreibt, trennen ihn nur wenige Jahrzehnte von den Ereignissen. Er ist bestens informiert über alle Geschichten und Gerüchte rund um Cäsars Tod. Calpurnia, so schreibt er, habe ihren Mann angefleht, zu Hause zu bleiben, nicht in den Senat zu gehen. Man muss kein Traumdeuter sein, um zu wissen, wie gefährdet er ist. Die mächtigen Adelsfamilien, die Rom seit Jahrhunderten regieren, hassen Alleinherrscher, und Cäsar ist vor kurzem zum Diktator auf Lebenszeit ernannt worden. Der Senat, einst das mächtigste Gremium der römischen Republik, hat nicht mehr viel zu sagen. Trotzdem will Cäsar heute in die Sitzung. Er muss den Institutionen, Traditionen und Ritualen der Republik Respekt entgegenbringen, zumindest nach außen. Was er nicht weiß: Seine Mörder warten schon auf ihn. Kaum hat er seinen Sessel im Senat erreicht, umringen sie ihn, schweigend, scheinbar ehrerbietig. Plötzlich reißt ihm einer die Toga vom Hals. Das ist das Zeichen. Die Männer zücken Schwerter und Dolche.
ZITATOR PLUTARCH:
„Wohin sich Caesar wendete, überall zuckten Hiebe, fuhren ihm Klingen vor Gesicht und Augen hin und her, er wurde durchbohrt wie ein wildes Tier, sich windend unter den Händen seiner Mörder. Aber als er Brutus mit gezogenem Schwert unter den Gegnern erblickte, zog er die Toga übers Haupt und leistete keinen Widerstand mehr.“
ERZÄHLERIN:
Brutus ist der Sohn von Servilia, einer langjährigen Geliebten Cäsars; ein Mann mit Prinzipien. Der Althistoriker Christian Meier, emeritierter Professor an der Münchner Universität und Autor einer bahnbrechenden Cäsar-Biographie, erläutert die Motive der Verschwörer:
ORIGINALTON PROF. MEIER:
„Die Verschwörer waren der Meinung, dass die Republik wiederhergestellt werden müsse, und zwar wirklich nur dadurch, dass der Tyrann beseitigt wird. Es gab natürlich Leute, die man auch noch hätte beseitigen müssen, weil es ja nicht nur am Diktator hängt, sondern auch noch an anderen, aber Brutus, der ein philosophisch sehr ernsthaft gebildeter Mann und sehr überzeugter Mann war, Brutus war der Meinung, nur, wer sich der Tyrannis schuldig macht, darf und muss umgebracht werden. Und das war Cäsar.“
ERZÄHLERIN:
Doch die Hoffnung, dass die Republik nach dieser Tat in alter Frische wiederauflebt, erfüllt sich nicht. Die Verschwörer haben nicht gut genug geplant.
ORIGINALTON PROF. MEIER:
„Sie hatten keine Vorbereitung – dass man das Kapitol besetzt, das Forum besetzt, oder heute würde man sagen, Rundfunkstationen besetzt – was man so alles tut, wenn man einen Umsturz macht. Nichts davon.“
MUSIK
ERZÄHLERIN:
In den nächsten Jahrhunderten werden Kaiser das römische Weltreich regieren. Die Republik wird nicht zu retten sein. Sie kränkelte schon, als Cäsar noch jung war. Nur deswegen konnte er so viel Macht erringen. Cäsars Zeit ist die Zeit der großen Feldherrn. Ihre Eroberungen haben Rom zur Supermacht des Mittelmeerraums geformt. Daraus leiten sie Ansprüche ab, die Konflikte mit dem Senat zur Folge haben.
ORIGINALTON PROF. MEIER:
„Es ergaben sich einfach bestimmte Forderungen etwa aus Feldzügen, denn es hatte sich eingespielt, dass man die Soldaten hinterher ansiedelte. Man gab ihnen Land, von dem sie leben konnten. Dieses Land musste man entweder jemandem wegnehmen, das war natürlich schmerzlich, oder man konnte sich das Land in den Gebieten holen, wo man Kriege geführt hatte. Dies aber wollte wiederum der Senat nicht, weil er das Gefühl hatte, wenn da in größerem Stil römische Bürger und noch dazu Veteranen von großen Feldherren ganze Kolonien hatten, dann wären die auf die Dauer unkontrollierbar gewesen. Also der Senat stellte einen Gesichtspunkt in den Vordergrund, der hieß: Keiner darf zu mächtig werden. Denn wenn einer zu mächtig ist, dann geht das auf Kosten des Senats.“
MUSIK
ERZÄHLERIN:
Als Cäsar, geboren 100 v. Chr., am Anfang seiner Karriere steht, tobt in Rom der Bürgerkrieg, ausgelöst durch einen Konflikt zwischen den Feldherren Marius und Sulla, die zwei unterschiedlichen politischen Gruppierungen angehören. Sulla siegt, lässt sich für die Dauer des Notstandes zum Diktator ernennen und nimmt in einem wahren Blutrausch an seinen Gegnern Rache. Auch der junge Cäsar ist ernsthaft in Gefahr.
ERZÄHLERIN:
Um Sullas Häschern zu entgehen, begibt sich Cäsar zum Kriegsdienst nach Kleinasien. Erst nach Sullas Tod im Jahre 78 v. Chr. kommt er zurück und startet die übliche aristokratische Ämterlaufbahn. Seine Willenskraft, Kaltblütigkeit und Skrupellosigkeit sind damals schon sehr ausgeprägt. Das belegt ein Zwischenfall, den Plutarch überliefert hat. Auf einer Schiffsreise fällt Cäsar Piraten in die Hände. Er ist eine fette Beute, denn für einen römischen Adeligen müssen die Provinzstädte an der Küste Lösegeld zahlen. Cäsar schickt seine Leute los, um das Geld einzutreiben, und bewältigt die Lage an Bord auf seine Weise:
ZITATOR PLUTARCH:
„Während der 38 Tage, die er sich in ihrer Gewalt befand, spielte und turnte er ohne alle Furcht mit ihnen, als ob nicht er der Gefangene, sondern sie seine Trabanten wären. Er verfasste Gedichte und Reden und las sie ihnen vor, und wenn sie ihm keine Bewunderung zollten, schalt er sie unverblümt Barbaren ohne Bildung und Kultur. Oft stieß er lachend die Drohung aus, er werde sie aufknüpfen lassen – und die Kerle hatten ihre Freude dran, hielten sie ihn doch für einen harmlosen, lustigen Patron, der die losen Reden nicht lassen könne.“
ERZÄHLERIN
Doch kaum ist das Lösegeld da und Cäsar wieder frei, chartert der Spaßvogel ein paar Schiffe, verfolgt die Piraten und wirft sie in den Kerker von Pergamon. Der zuständige Statthalter soll sie hinrichten lassen, und zwar sofort. Doch der ist eher an Beutegeldern interessiert und will die Sache erst mal prüfen lassen. Also wird Cäsar selbst aktiv.
ZITATOR PLUTARCH:
„Er ließ die Seeräuber vorführen und bis auf den letzten Mann ans Kreuz schlagen!“
ERZÄHLERIN:
Cäsar schert sich nicht um Dienstwege und Zust