STARS DES ABSOLUTISMUS - Maria Theresia, die erstaunliche
Description
Maria Theresia schaffte die Folter ab, führte die allgemeine Schulpflicht ein, und reformierte die Verwaltung. Das hätte der 23-Jährigen bei "Amtsantritt" als Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen niemand zugetraut. Bis heute gehört sie zu den erstaunlichsten Gestalten der Ära des Absolutismus. Von Mira Alexandra Schnoor ( BR 2011/2020)
Credits
Autorin: Mira Alexandra Schnoor
Regie: Martin Trauner
Es sprachen: Axel Wostry, Aglaia Szyszkowitz, Heiko Ruprecht, Heinz Peter
Technik: Angelika Vetter-Wagner
Redaktion: Brigitte Reimer
Im Interview: Prof. Dr. Karl Vocelka (war bis 2012 Leiter des Instituts für Geschichte der Universität Wien, inzwischen ist er außerordentlicher Professor für Österreichische Geschichte der Universität Wien im Ruhestand)
KORREKTUR: In der aktuellen Version wurde ein Fehler korrigiert: Statt "Am 13. Mai 1717 wird dem österreichischen Kaiser Karl VI. ..." heißt es nun: "Am 13. Mai 1717 wird Kaiser Karl VI. ..." Das eigentliche "Österreichische Kaisertum", die Donaumonarchie, gab es erst ab 1804.
Besonderer Linktipp der Redaktion:
COSMO: Lost Sheroes
Der mächtigste Pirat aller Zeiten? Eine Frau. Der erste Autor der Menschheit? Eine Frau. In diesem Podcast stellt euch die Schauspielerin Milena Straube immer eine Frau vor, die Großes geleistet hat, die Vorkämpferin, Pionierin, Role Model war. Ihr hört die spannenden Lebensgeschichten unbeachteter Heldinnen. Aus allen Zeiten, aus allen Ländern, aus allen Schichten ZUM PODCAST
Linktipps
WDR (2020): Franz I. – Ehemann von Maria Theresia
Maria Theresia von Österreich war 23, als sie in Wien an die Macht kam. Ihr Vater hatte ihr bewusst einen Mann ausgesucht, der nicht besonders mächtig war: Franz, Herzog von Lothringen. Was im Barock selten vorkam: das Brautpaar kannte sich bereits zuvor und beide liebten einander ein Leben lang. JETZT ANHÖREN
Deutschlandfunk Nova (2019): Warum Maria Theresia zum Mann erklärt werden musste
Frauen an der Macht sind heute keine Seltenheit mehr. Auch wenn sich viele darüber beklagen, dass dies bei weitem noch nicht oft genug der Fall sei. Die Habsburgerin Maria Theresia war die erste Frau auf dem Thron, die sich in Österreich gegen heftige Widerstände behaupten musste. Die Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger distanziert sich in ihrem Vortrag dennoch von Feministinnen, die Maria Theresia noch heute als Ideal der Weiblichkeit loben. JETZT ANHÖREN
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Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
Titelsprecher:
Prolog.
MUSIK
Erzähler
Am 13. Mai 1717 wird dem österreichischen Kaiser Karl VI. und seiner Gemahlin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel eine Tochter geboren, Maria Theresia. 'Nur' ein Mädchen - die Eltern wünschen sich einen männlichen Thronfolger, doch auf Maria Theresia folgen zwei weitere Töchter.
Bereits vier Jahre zuvor hatte Kaiser Karl VI. die Thronnachfolge neu geregelt. Das salische Recht, wonach ausschließlich ein männlicher Nachkomme den Thron erben konnte, wurde außer Kraft gesetzt. Die neue Vereinbarung, die Pragmatische Sanktion, bestimmte, dass im Fall des Aussterbens der männlichen Linie der Habsburger die Tochter des letzten Throninhabers zur Herrscherin werden solle und nicht etwa angeheiratete männliche Verwandte.
So vorausschauend der Kaiser in dieser Hinsicht handelte, so nachlässig war er bei der Erziehung. Die älteste Tochter erhielt keine Ausbildung, die sie darauf vorbereitet hätte, einmal Regentin einer Großmacht zu werden.
Die junge Prinzessin tanzte gern, machte Musik und führte ein geborgenes Leben in ihrer Familie. Sie war übrigens recht hübsch, wie der preußische Gesandte Graf Podewils feststellte:
Zitator
„Ihr Gesichtsausdruck ist offen und heiter, ihre Anrede freundlich und anmutig. Man kann nicht leugnen, daß sie eine schöne Person ist.“
MUSIK
Erzähler
1736 heiratete Maria Theresia den neun Jahre älteren Herzog Franz Stephan von Lothringen, den sie schon seit ihrer Kindheit kannte. Es war, äußerst ungewöhnlich in den Kreisen des Hochadels, eine Liebesbeziehung.
Bis zum Tod Franz Stephans im Jahr 1765 waren die beiden 29 Jahre verheiratet oder, wie Maria Theresia berechnete:
MARIA THERESIA
„Mein glücklicher Ehestand währte Jahr 29, Monat 335, Wochen 1.540, Tage 10.781, Stunden 258.744.“
MUSIK
Titelsprecher
Eine Frau auf Habsburgs Thron
Erzähler
1740 starb Kaiser Karl VI., Maria Theresia wurde zur Herrscherin über viele, unterschiedliche Länder.
MARIA THERESIA
„Königin zu Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien, Slowenien. Erzherzogin zu Österreich, Herzogin zu Steyer, Kärnten und Krain, Schlesien, Brabant, Limburg, Luxemburg, Mailand, Mantua, Parma, Piacenza. Markgräfin zu Mähren. Fürstin zu Siebenbürgen. Gefürstete Gräfin zu Tirol und Flandern. Markgräfin des heiligen Römischen Reiches zu Burgau.“
Erzähler
Dass sie den Thron tatsächlich besteigen konnte, schien zunächst alles andere als selbstverständlich, Maria Theresia musste damit rechnen, auf viel Widerstand zu stoßen, sowohl bei den Regenten des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, als auch bei den Untertanen ihrer vielen Länder. Einigermaßen verblüfft konstatierte der venezianische Gesandte in Wien, dass die neue Herrscherin schnell allgemein anerkannt wurde.
Zitator
"Aus den Provinzen kommen täglich Berichte von der geleisteten Huldigung, alles vollzieht sich in bewunderungswürdiger und gleichsam unerwarteter Harmonie."
Erzähler
Das Erbe, das sie antrat, war kein glanzvolles. Sowohl die Armee als auch Wirtschaft und Verwaltung ihrer Länder waren marode.
MARIA THERESIA
„Niemand glaube (ich) werde widersprechen, dass ein gekröntes Haupt in schwerer- und misslicheren Umständen seine Regierung als ich angetreten habe.“
Erzähler
Doch die erst 23 Jahre junge Frau ließ sich nicht entmutigen. Sie machte sich sofort daran, eine der prägenden europäischen Herrscher des 18. Jahrhunderts zu werden und ihr Land durch Reformen voranzubringen. Der Historiker Karl Vocelka, Leiter des Instituts für Geschichte der Universität Wien:
1 O-Ton Vocelka1
„Was sie charakterisiert hat ist, dass sie als Frau in eine Männerrolle schlüpfen musste, zur Herrschaft gelangt ist, ohne große Vorbereitung. Ihr Vater hat, obwohl er wusste, dass sie seine Nachfolgerin wird (…) sie dennoch nicht vorbereitet auf diesen Job, auf diese Funktion…“
MUSIK
MARIA THERESIA
„(Ich habe) die zu Beherrschung so weitschichtiger und verteilter Länder erforderliche Erfahr- und Kenntnüs um so weniger besitzen können, als meinem Herrn Vattern niemals gefällig war, mich zur Erledigung weder der auswärtigen noch inneren Geschäfte beizuziehen noch zu informieren.“
2 O-Ton Vocelka
„… und sie hat sich eigentlich mit Hilfe vieler Berater natürlich sehr gut geschlagen auf diesem Gebiet.“
MARIA THERESIA
„Das bisschen Ruhm, das ich mir in der Welt erworben habe, schulde ich der guten Wahl meiner Vertrauten. Ich habe das Glück gehabt, verdienstvolle und rechtschaffene Leute zu finden.“
Erzähler
Bei aller Bescheidenheit: Maria Theresia war zum Herrschen geboren. Noch einmal der venezianische Gesandte:
Zitator
„Sie ist in der Tat nach allgemeinem Urteil so, dass man niemand anderen als sie zur Bewahrung des Erbes des Hauses Habsburg auswählen würde, wenn man die Möglichkeit hätte, frei die Erbin in der ganzen Welt zu suchen.“
MUSIK
Titelsprecher
Kindersegen oder:
MARIA THERESIA
„Man kann nicht genug davon haben, in diesem Punkt bin ich unersättlich.“
Erzähler
Bereits ein Jahr nach der Hochzeit brachte Maria Theresia ihr erstes Kind zur Welt, die Tochter Maria Elisabeth, die im Alter von drei Jahren starb. Eineinhalb Jahre später, im Oktober 1738, kam Maria Anna, und im Januar 1740 folgte eine weitere Tochter, die aber nur ein Jahr alt wurde. Am 13. März 1741 dann endlich der ersehnte Thronfolger, Joseph. Zwischen 1737 und 1756 gebar Maria Theresia 16 Kinder, das macht in 19 Jahren 16 Schwangerschaften und Geburten. Sechs ihrer Kinder starben im Kindes- oder Teenager-Alter. Die übrigen zehn überlebten ihre Mutter.
Die physische Leistung, die Maria Theresia erbrachte, ist kaum vorstellbar. Neben den zahlreichen Schwangerscha