DiscoverSWR Aktuell Im GesprächPflege: "Würde ich jedes Mal einen Arzt aufsuchen, wäre der Patient längst tot"
Pflege: "Würde ich jedes Mal einen Arzt aufsuchen, wäre der Patient längst tot"

Pflege: "Würde ich jedes Mal einen Arzt aufsuchen, wäre der Patient längst tot"

Update: 2025-09-11
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Voraussetzung ist, dass die Pflegerinnen und Pfleger entsprechend ausgebildet sind. Das sei in vielen Bereichen schon der Fall, sagen Fachleute. So sieht es auch der in der Corona-Pandemie bekannt gewordene Intensiv-Pfleger Ricardo Lange im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch.

Keine Wadenwickel ohne ärztliche Anweisung


Lange betont, dass er sich in seiner Tätigkeit auf der Intensivstation des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge in Berlin-Lichtenberg ohnehin oft in einer Grauzone bewege - zum Beispiel wenn der Blutdruck einer Patientin oder eines Patienten einen kritischen Wert erreicht: "Würde ich jedes Mal einen Arzt aufsuchen, wäre der Patient längst tot." Grundsätzlich dürfe er aber noch nicht mal Ibuprofen oder Wadenwickel ohne ärztliche Anweisung verabreichen - und dies bekomme er immer wieder zu spüren. So habe er ein Mal ein Video zum Anlegen von Wadenwickeln zwecks Fiebersenkung ohne Medikamente auf einer Online-Plattform hochgeladen:

Wird von jeder Großmutter erfolgreich durchgeführt - und da kam gleich die Kritik: Ich bräuchte dafür eine ärztliche Anordnung

Quelle: Intensiv-Pfleger Ricardo Lange



Das erschwere seine Arbeit und so wenige Kompetenzen zugeschrieben zu bekommen, zeige auch keine Wertschätzung für Pflegeberufe. Auch die Bürokratie mache es ihm und anderen Pflegekräften schwer. Seit Einführung der digitalen Patientenakte müsse er einzeln anklicken, ob er das rechte, das linke oder beide Augen gewaschen habe – das sorge dafür, dass Verwaltung der Aufgaben und die eigentliche Pflege in keinem Verhältnis zueinander stehen.

Beratungen im Bundestag


Der Bundestag berät über zwei von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Pflegegesetze. Das Personal in der Alten- und Krankenpflege soll künftig mehr Aufgaben übernehmen dürfen. Konkret geht es um medizinische Aufgaben, die bisher Ärzten vorbehalten sind. So sollen Pflegekräfte zum Beispiel bei der Versorgung von Wunden oder von Patienten und Patienten mit Diabetes oder Demenz bestimmte Behandlungen durchführen können. Sie sollen auch die Kompetenz erhalten, Hilfsmittel an die Hand zu geben, ohne auf die Weisung eines Arztes angewiesen zu sein. Ärzteverbände sind skeptisch und befürchten, dass dadurch ärztliche Kernkompetenzen unterlaufen werden.
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