Das Kind und der Kaiser
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„Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Mit dieser Engelsbotschaft wünsche ich Ihnen ein spannendes Weihnachtsfest. Sonst wünschen wir uns ein schönes, ein gesegnetes Fest oder ein friedliches, aber ich entdecke in dieser Weihnachtsbotschaft eine Spannung. Wer nachfragt, stößt auf einen Gegensatz. Da stehen sich der Augustus in Rom und der Herr in Stadt Davids gegenüber.
Mit Augustus in Rom beginnt die Weihnachtsgeschichte. Er versprach vor seinem Amtsantritt, den jahrzehntelang tobenden Bürgerkrieg zu beenden. Augustus erreichte sein Ziel und bekam nach vier Jahren Regierungszeit den Ehrentitel: Der Erhabene, der Anbetungswürdige auf lateinisch: Augustus.
Spüren wir die Spannung? Der Augustus in Rom, der angeblich Anbetungswürdige erlässt ein Gebot, aber ein kleines Kind wird im Stall eines unbedeutenden Dorfes geboren. Die Boten Gottes, die Engel beten das Neugeborene an. Der Kaiser in Rom residiert in einem Palast, aber für den Sohn Gottes ist klein Platz in der Herberge. Er muss sich mit einem armseligen Stall begnügen. Viele Diener beugen sich vor dem Kaiser und erfüllen seine Befehle. Doch Klein und Groß beten das Kind in der Krippe an. Die Hirten knien vor dem hilfsbedürftigen Kind und die Weisen aus dem Morgenland bringen ihre Geschenke. Auf der einen Seite der Befehlshaber, der ein Steuergesetz für das Weltreich erlässt, und dort das Kleinkind, das für die ganze Welt Freude bringt. Da stellt sich die Frage: Wer ist anbetungswürdig? Augustus in Rom oder das Kind in der Krippe? Auf wen setzen wir unsere Hoffnung? An wen wenden wir uns in der Not?
Der Engel verkündigt: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ Wenig später heißt es: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Der Engel lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das kleine Kind im Stall. Er richtet unser Augenmerk auf das von der Öffentlichkeit übersehene Kleinkind.
Die Botschaft: Euch ist heute der Heiland geboren ist eine Kampfansage gegen den Irrglauben, Menschen könnten uns das Heil bringen. Der Hymnus „Ehre sei Gott in der Höhe“ wirkt wie ein Protest gegen die Anbetung von sterblichen Menschen. Der römische Statthalter Pontius Pilatus und der Hohepriester in Jerusalem spüren diese Spannung, diese Kampfansage. Die Kreuzigung erweist sich als die logische Schlussfolgerung. Der Störenfried scheint am Galgen besiegt. Für die Mächtigen in Jerusalem ist die Machtfrage entschieden. Doch das Wunder geschieht. Der Besiegte wird von Gott auferweckt. Der Getötete ist am dritten Tage auferstanden. Gott kann auch unsere Niederlagen in einen Sieg verwandeln. Glaubst du das? Rufst du ihn noch um Hilfe an? Ihn dürfen wir bitten.
In der Weihnachtsgeschichte steht das Kind in der Krippe in Konkurrenz zu dem mächtigen Kaiser. Jesus nimmt es zu allen Zeiten mit den Mächten auf, die sich in unserem Leben auf Platz 1 drängen. Wer ist anbetungswürdig – Augustus in Rom oder das Kind in der Krippe? Wer ist wirklich Heiland? Da sind wir persönlich gefragt: Wer bestimmt über mein Leben? Meine Entscheidung steht fest. „Euch ist heute der Heiland geboren“. Diese Botschaft nehme ich mir zu Herzen. Das Kind in der Krippe weckt bei mir neue Hoffnung. Denn aus dem Kleinkind wurde der Bote Gottes, der uns die Barmherzigkeit neu vor Augen stellte. Da kann ich aufatmen, weil ich trotz meiner Fehler zu Gott kommen darf. Bei Gott sind wir alle willkommen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen spannende Weihnachten.
Autor: Pfarrer Stefan Lämmer
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