Strahlende Augen
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Weil es Verkehrsregeln gibt, können viele mit dem Auto zu ihrem Weihnachtsbesuch fahren. Weil ich weiß, dass ich bei grüner Ampel Vorfahrt besitze, kann ich mit fünfzig Stundenkilometern über eine Kreuzung fahren. Die Verkehrsregeln helfen uns, dass wir unser Ziel normalerweise wohlbehalten erreichen. Vielleicht gehen wir mit den vielen Geboten, die uns im Alltag begegnen, manchmal etwas großzügig um. Wer kann schon von sich behaupten, dass er im Straßenverkehr immer alles richtig macht. Die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine für den zweiten Weihnachtstag sagt uns:
„Die Gebote des Herrn sind lauter und erleuchten die Augen.“
Gottes Weisungen sind ohne Hintergedanken. Sie sind rein und bringen unsere Augen zum Leuchten. Wann strahlen unsere Augen? Bei einem jungen Mann leuchten die Augen, wenn seine Erwählte auf seine Einladung eingeht. Bei der Studentin leuchten die Augen, wenn sie nach vielen Monaten des Lernens ihr Examen mit guten Noten bestanden hat. Bei mir strahlen die Augen, wenn ich unser jüngstes Enkelkind in den Armen halte. Vielleicht möchten Sie mich fragen: Können Gebote wirklich unsere Augen zum Glänzen bringen?
Zum einen zeigen die Gebote, dass Gott redet. Gott meldet sich zu Wort. Gott geht auf uns zu und teilt uns mit, wie unser Leben vor Abwegen bewahrt bleibt. Zum zweiten entdecke ich in seinen Geboten, dass Gott im Guten auf uns zukommt. So steht wie eine Überschrift über den zehn Geboten: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Ich bin der Herr, der alle Macht in Händen hält. Ich bin der, der auch in deinem Leben Wunder wirkt. Ich bin der, der auf dein Beten antwortet. Als der Mächtige bin ich dein Gott. Gott sichert uns zu: „Ich stehe auf deiner Seite.“ Darum sollen wir keine anderen Götter haben. Erst kommt die Zusage und dann die Absage an Glücksbringer. Am Anfang steht das sichere Fundament und danach vernehmen wir die Grenze.
Heute berufen sich viele auf ihr Gewissen und meinen, Gottes Gebote übertreten zu können. Da halte ich kurz inne und frage nach. Was verstehe ich unter Gewissen? Das Wort „Gewissen“ hat mit Wissen zu tun. Hans Joachim Eckstein hat in seiner gründlichen Arbeit zum Gewissen bei Paulus bestätigt, dass es sich beim Gewissen nicht um eine neutrale Instanz handelt, die uns das richtige Verhalten lehrt. Vielmehr geht es um ein Mitwissen. Der Mensch beurteilt sein Verhalten anhand der Werte, die er für richtig hält. Daraus ergibt sich eine Aufgabe. Es ist wichtig, dass wir die biblischen Gebote verinnerlicht haben. Früher haben in der Schule viele Lehrer ohne schlechtes Gewissen ihre Schülerinnen und Schüler geschlagen. Die eine oder der andere kann sich noch erinnern. Heute steht ein solches Verhalten unter Strafe. Das Gewissen ändert sich, aber Gottes gute Wegweisungen sind um der Liebe willen unwandelbar.
Der Weg der Pharisäer zeigt uns, dass man auch auf der anderen Seite übertreiben kann. Sie stellten in einer guten Absicht Zusatzgebote auf. Noch vor dem eigentlichen Gebot wollten sie eine Schranke errichten, aber unbewusst und unbemerkt wurde nun aus der Beziehung zu Gott ein Regelwerk. Der gute Hirte wurde zu einem strengen Polizisten. Jesus legte die vielen Zusatzgebote wie eine alte löchrige Jacke zur Seite und kehrte zurück zu dem eigentlichen Sinn der Gebote. Er stellt uns neu vor Augen: „Ich bin der Herr, dein Gott, darum sollst du keine anderen Götter neben mir haben.“ Dieses Gebot erleuchtet mein Herz und so auch meine Augen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten zweiten Weihnachtsfeiertag.
Autor: Pfarrer Stefan Lämmer
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