Das Wort wird Fleisch
Description
Das Wort wurde Mensch
Im ersten Abschnitt seines Evangeliums (Johannes 1,1-13) schreibt der Apostel und Evangelist Johannes vom Wort. Ein ganz besonderes Wort! Alles wurde durch dieses Wort geschaffen. Um es ganz klarzumachen, bekräftigt Johannes es noch einmal: Nichts ist ohne das Wort entstanden! In diesem Wort ist auch das Leben und das Licht. Dieses Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis konnte es nicht auslöschen.
In den für heute vorgegebenen Versen verkündigt der Evangelist nun die einmalige Botschaft: dieses mächtige Wort wurde Mensch! Durch das Wort entstand das ganze Weltall, jedes noch so kleine Lebewesen und auch alle Menschen. Er, der alles, aber auch wirklich alles geschaffen hat, kommt nun auf diese Erde und wird Mensch – einer von uns. Eine Botschaft, die alles auf den Kopf stellt. Wie ist es möglich, dass ein scheinbar abstraktes Wort nun als Mensch auf diese Erde kommt?
Gnade und Wahrheit
Der Evangelist Johannes baut in diesen Versen einen Spannungsbogen auf. Er schreibt von der Herrlichkeit des Menschen, in dem das Wort zu uns kam. Der einzige Sohn des himmlischen Vaters, voller Gnade und Wahrheit.
Gnade und Wahrheit – das klingt erst einmal nach einem Widerspruch. Wenn jemand gnädig ist, bedeutet es doch, sie oder er nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau. Da ist etwas Schlimmes vorgefallen, aber ich will mal nicht so sein und drücke beide Augen zu. Die Wahrheit blende ich aus. Bei Gott hat die Gnade einen ganz anderen Hintergrund. Gnade und Wahrheit passen bei ihm gut zusammen. Noch wird dazu aber nicht viel verraten, die Spannung bleibt erhalten.
Nachher oder vorher?
Der Evangelist schreibt sogar noch geheimnisvoller weiter. Er zitiert Johannes den Täufer, einen Vorboten für das menschgewordene Wort. Der Täufer sollte seine Zeitgenossen darauf vorbereiten, dass Gott etwas ganz Besonderes vorhatte. Das Zitat klingt erst einmal ebenfalls sehr widersprüchlich: ‚Nach mir wird einer kommen, der vor mir gewesen ist.' Was denn nun? Nachher oder vorher? Der Nachsatz ‚Er war eher als ich' deutet darauf hin, dass jemand anders tatsächlich zuerst da war. Aber warum kommt er nachher? Es bleibt spannend.
Unerschöpfliche Gnade
In dem besonderen Wort, von dem der Evangelist schreibt, ist viel Gnade. Im nächsten Vers benutzt Johannes die Mehrzahl und schließt damit die ein, die mit ihm zusammen dem Wort gehorsam wurden. Sie konnten ‚aus seiner Fülle Gnade um Gnade' nehmen. Das klingt für mich nach einem unerschöpflichen Vorrat.
Gnade und Wahrheit sind durch Jesus Christus geworden
Und dann kommt schließlich der Vers, auf den die ganze Einleitung des Johannesevangeliums zusteuert. Erst der Rückblick auf das Gesetz. Mose hat es dem Volk Israel gegeben. Das Gesetz war ja sehr wichtig. Es ordnete das Zusammenleben der Menschen. Übergriffe gegen Eigentum und Persönlichkeit wurden unter Strafe gestellt. In den ersten Geboten wurde darüber hinaus die Beziehung von Menschen zu Gott thematisiert. Aber das Gesetz hat leider auch seine Kehrseite – eben wegen der Strafen! Wer kann denn schon das ganze Gesetz perfekt einhalten?
Danach wird erstmals der Name des Menschen erwähnt, in dem das Wort zu uns kommt: Jesus Christus! Und die befreiende Botschaft: Die Gnade und Wahrheit sind durch Jesus Christus geworden! Etwas ganz Neues ist entstanden, weil Jesus auf diese Erde kam und das tat, wozu Gott ihn beauftragt hatte. Gott selbst hat die Voraussetzung dafür geschaffen, dass diese Welt wieder in Ordnung kommt. Die Welt, die durch das eigenmächtige Handeln des Menschen aus den Fugen geraten war. Aber nun sind Gnade und Wahrheit geworden! Der Evangelist Johannes schreibt davon in der Vergangenheitsform, die einen abgeschlossenen Vorgang beschreibt. Diese Zeitform heißt ‚Perfekt'. Mich fasziniert es immer wieder neu: Gott hat gehandelt! Er hat alles perfekt gemacht! Leider ist der perfekte Zustand noch nicht sichtbar. Aber in Jesus Christus ist der Anfang dafür geschehen, dass alles in Ordnung kommt. Wenn wir uns an ihn halten, stehen wir im Licht. Alles Verkehrte auf dieser Welt hat dann nur noch begrenzte Macht über uns. Mit all unserer Unvollkommenheit können wir immer wieder zu Jesus kommen, der uns neu aufrichtet.
Weihnachten
Eine ganz aufregende Botschaft also. Und doch haben wir Menschen unserer Zeit uns daran gewöhnt. Wie jedes Jahr, so haben wir auch in diesem Jahr vor ein paar Tagen das Weihnachtsfest gefeiert. Jesus wird geboren. Manche wissen noch, dass es an Weihnachten darum geht. In diesem Jesus kommt nun der zu uns, der Himmel und Erde erschaffen hat! Das ist deutlich weniger Menschen bewusst. Für Johannes ist es die Grundlage seines Evangeliums. Er schreibt von der göttlichen Herrlichkeit, die in Jesus sichtbar wurde. Und von Gottes Gnade und Wahrheit, die durch Jesus Christus geworden sind. Nur Jesus, der ganz Besondere, konnte die Sünde aus der Welt schaffen.
Gott kann gnädig sein, weil Jesus unsere Verfehlungen auf sich genommen hat. Deshalb bleibt Gott bei der Wahrheit, auch wenn er gnädig ist. Gottes Gnade gilt, weil Jesus die Strafe auf sich genommen hat. Unsere Verfehlungen sind schlimm, aber Jesus hat sie aus der Welt geschafft. Viele Jahrhunderte zuvor hatte das bereits der Prophet Micha angekündigt. Er schreibt so wunderbar anschaulich: ‚Gott wirft die Sünden ins Meer, da, wo es am tiefsten ist' (Micha 7,19). Und manch einer ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Gott stellt daneben ein Schild mit der Aufschrift ‚Fischen verboten.'" Darum geht es: Gott hat unsere Sünden komplett vernichtet. Wir brauchen uns nicht mehr mit ihnen zu belasten. Wir können sie zu ihm bringen, damit das Opfer von Jesus auch für uns und unsere Schuld gilt.
Der Abschnitt schließt mit dem Hinweis, dass Jesus Christus uns den unsichtbaren Gott sichtbar gemacht hat. Der Apostel Paulus schreibt ganz ähnlich: „Er, Jesus, ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung." (Kolosser 1,15) Das ist das Besondere am Weihnachtsfest: Der ewige, allmächtige Gott macht sich ganz klein und liegt als Kind in der Krippe. Er wartet darauf, dass wir seine ausgestreckte Hand ergreifen. Damit gibt er Ihnen und mir die Chance zu einer gewaltigen Veränderung. Unmittelbar vor unserem Abschnitt steht es (Johannes 1,12): Wer Jesus aufnimmt, wird Gottes Kind! Das ist Gottes Geschenk an uns. Wir können es voll Vertrauen annehmen. Dann wird es wirklich Weihnachten.
Autor: Arthur Wunderlich
Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden



