Lob des Schöpfers
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„Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.“ Es ist ein einziges Staunen, was diesen langen Psalm 104 durchzieht. Es ist ein Staunen, das mehr oder weniger spontan ein Lob Gottes hervorbringt. So möchte ich weniger diesen Psalm analysieren als vielmehr mit Ihnen staunen – und ja, anbeten. Denn wenn das Herz des Staunens voll ist, muss es sich Luft machen: „Lobe den Herrn, meine Seele!“ Das ist nicht eine Selbstaufforderung, um sich zum Loben aufzuraffen, es bestärkt nur, was schon in der Seele, im Herzen, ist. Es ist ein Loben, das aus dem Staunen fließt.
Es ist ein Staunen, das aus dem kommt, was wir alle mit offenen Augen wahrnehmen können. Gottesfürchtige Menschen können die Schöpfung und alles, was in ihr so wunderbar geordnet ist, nicht anders sehen als Gottes Schöpfung. Sie verdanken es nicht der Natur, nicht einer angenommenen Evolution, sie verdanken es Gott. Für sie ist klar, was Paulus so ausdrückte: „Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben“ (Römer 1,19-20). Allein die Schöpfung sagt schon so viel über Gott aus, dass Anbetung und Lob nur die angemessene Antwort sein kann, so wie in Psalm 104: „Herr, mein Gott, du bist sehr groß; in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.“ Die Schöpfung zeigt genau dies: Gottes Größe offenbart sich in der Fülle und Vielfalt des Geschaffenen. Und auch Gottes Pracht sehen wir in der Kreativität und im Design der Schöpfung. Wer von uns wäre je auf den genialen Gedanken gekommen, die Funktionalität und Zweckmäßigkeit mit Vielfalt und Schönheit bei den Pflanzen, Tieren und Menschen zu kombinieren? Wenn wir heute stolz sind auf Errungenschaften und Erfindungen, auf Kunst und neuen Designs, dann ist das bei allem Respekt doch nur ein Abklatsch dessen, was Gott vom Ursprung her ohne jede Vorlage geschaffen hat. Sollten wir dann nicht vor allem auf ihn stolz sein?
Der Psalmist ist es und spricht von dem Kleid, das Gott anhat. Ein schwacher Versuch, überhaupt etwas über Gottes Herrlichkeit auszusagen. Die Pracht dieses Kleides ist Licht. An anderer Stelle wird gesagt: Er wohnt ein einem Licht, zu dem wir keinen direkten Zutritt haben (1Tim 6,16). Und er ist Licht. Im Unterschied zu dem, wie wir unsere Welt erleben mit seinen vielen Schattenseiten, mit einer Dunkelheit, die uns manchmal verzweifeln lässt, ist er das Licht, in dem keine Finsternis ist (1Joh 1,5). Und die ganze Schöpfung ist in seiner Genialität und Schönheit Ausdruck dieses Lichtes. Nehmen wir uns doch wie der Psalmsänger die Zeit, schlicht ein Beobachter und Genießer zu sein.
Da ist der sichtbare Himmel wie ein Zelt über uns: „Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt.“ Wir wissen, dass dieses Zelt eine aus unserer Sicht unendliche Weite hat, die unfassbar ist und bei der wir mit unserer Vorstellung völlig an unsere Grenzen stoßen. Allein das zeigt uns, wie wir über Gott nie groß genug denken können.
Dann geht es weiter gemessen am Universum zu unserer kleinen Erde. So wie wir sie erleben mit dem Wind und den Wolken, den gewaltigen Wassermassen und den festen Boden unter unseren Füßen. Doch dieser feste Boden hat gewaltige Umwälzungen erfahren, und Geologen versuchen diesen auf die Spur zu kommen und so die Gesteinsformationen zu erklären. Was auch immer geschehen ist, welche Naturgewalten unserer Erde ihre heutige Form gegeben haben, wir dürfen wissen: „Gott, du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht.“ Das gibt uns die Gewissheit, dass wir nicht der Spielball willkürlicher Mächte sind, sondern das Gott nicht nur alles im Blick, sondern auch in seiner Hand hat.
Und das nicht nur als Weltenlenker, sondern als der, der für uns sorgt. Sowohl für die Tiere wie auch für uns Menschen: „Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst.“ All das ist nicht nur geschaffen für unsere Augen und damit wir uns in der Natur wohlfühlen. Es ist auch nützlich. Haben Sie schon mal daran gedacht, wie genial es ist, dass wir durch Nahrungsmittel die Kraft erhalten, die wir brauchen, um somit in einer gewissen Selbständigkeit uns bewegen zu können? „Du hast alles weise geordnet.“ Es steht alles in einem sinnvollen Zusammenhang miteinander. Und das nicht spärlich auf das Allernötigste beschränkt, nein, in Fülle: „Die Erde ist voll deiner Güter.“ Eine unübersehbare Vielfalt von Pflanzen, die sich mit ihrer Frucht und ihrer Saat reproduzieren. Menschen können sogar entscheiden, was sie vermehrt anbauen wollen. Doch nicht nur das.
Was Gott schenkt, ist zum Genießen da, nämlich „dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz glänze vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.“ Wer gestärkt ist, hat Mut und Zuversicht für die Aufgaben und die Arbeit des Tages: „Dann geht der Mensch hinaus an seine Arbeit und an sein Werk bis an den Abend.“ So erfüllend Arbeit sein kann, so gehört zum Leben doch auch Muße und Genuss. Gott möchte, dass wir uns freuen an dem, was er gibt und dieses ausgiebig genießen. Hier ist es der Wein, der zur Freude gegeben ist. Wer kontrolliert und maßvoll damit umgehen kann, dem ist es ein Genuss. Gott freut sich, wenn wir bei unserem Essen und Trinken von Herzen genießen können. Nicht Missmut oder reine Notwendigkeit erfreut ihn, sondern er wird geehrt, wenn wir uns freuen. Eltern freuen sich doch auch, wenn ihre Kinder genießen, was sie ihnen ermöglichen. Und darüber hinaus noch dies: „sein Antlitz glänze vom Öl.“ Was angenehm und schön ist, ja was schön macht, dürfen und sollen wir genießen. Wenn Gott in Fülle gibt, dann dürfen wir aus dieser Fülle leben. Dankbar leben.
Eines wird dabei völlig klar: Wir sind absolut abhängig von dem, was Gott gibt. Das teilen wir mit der gesamten Schöpfung, mit allen Kreaturen: „Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.“ Was bleibt uns hier anderes als tiefe Dankbarkeit. Dietrich Bonhoeffer meinte dazu: „Dem Dankbaren wird alles zum Geschenk, weil er weiß, dass es für ihn überhaupt kein verdientes Gut gibt. Er unterscheidet nicht zwischen Erworbenem und Empfangenem, weil auch das Erworbene Empfangenes, das Verdiente Unverdientes ist.“ Was für ein Glück bei allem ein dankbarer Empfänger zu sein.
Und das alles zur Verherrlichung Gottes: „Die Herrlichkeit des Herrn bleibe ewiglich.“ Zugleich ist es der Herr selbst, der sich freut: „Der Herr freue sich seiner Werke!“ Er freute sich über die Schöpfung, und sie soll ihn bis heute erfreuen. Was könnte angemessener sein, als dass wir uns auch freuen, mit ihm freuen. Wie könnten wir es besser tun, als wenn wir singen: „Ich will dem Herrn singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin.“ Beim Singen kommen unsere Emotionen und Gedanken zusammen. Und ja, dazu können wir uns entschließen: „Ich will dem Herrn singen.“ Deshalb der Schluss, wie schon zu Beginn: „Lobe den Herrn, meine Seele!“ Und bekräftigend setzen wir hinzu: „Halleluja!“
► Sie haben Fragen zum christlichen Glauben? Fragen Sie doch einfach Nikodemus.AI.
Autor: Pastor Siegfried Leferink
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