Von der Nachfolge

Von der Nachfolge

Update: 2025-10-01
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Das hörte sich gut an: die Worte des Seminarleiters während der Fortbildung für den Hospizverein ließen einen interessanten, anregenden Abend vermuten. Er gab jedem Teilnehmer 10 größere Karteikarten. Unsere Aufgabe war, jede Karte einzeln zu beschriften mit dem, was uns im Leben am wichtigsten ist. Da fing ausnahmslos jeder mit seiner Familie an. Auf einer Karte stand der Name des Partners, auf den nächsten Namen von Kindern und Enkelkindern, sofern sie vorhanden waren. Viele schrieben Namen von Geschwistern darauf, vereinzelt hatten Teilnehmer des Seminars noch Eltern. Das ging bei allen recht schnell. Dann hatte jeder immer noch Karteikarten zum Beschriften. Freunde wurden aufgeschrieben, auch die Arbeit selber sowie Hobbies. Einer nannte seine Marathonläufe, meiner Sitznachbarin war die Musik ganz wichtig in ihrem Leben. Auf vielen Karten war das Wort „Gesundheit“ zu lesen, gemäß dem Wort des Volksmundes „Ohne Gesundheit ist alles nichts.“ In der Gesprächsrunde huschte vielen ein Lächeln über das Gesicht beim Vorstellen ihrer beschrifteten Karten. Der Austausch über die Karten war kurzweilig, es machte Spaß, über all das nachzudenken, was mein Leben ausmacht und woran ich hänge.



Und dann kam es: in einer weiteren Arbeitseinheit sollten wir die Karten ablegen. Nach und nach ging es darum, loszulassen, was mir lieb und teuer ist. Bei Hobbies geht das ja noch. Sollte man darauf mal verzichten müssen, so wird die entstehende Lücke vielleicht irgendwie anders gefüllt werden können. Je länger der Abend voranschritt, umso mehr konzentrierte sich die Abgabe der Karten dann auf Menschen. Auf Personen, die uns sehr nahestehen, die wir „über alles“ lieben. Das fiel schwer. Das fiel so schwer, dass alle kurzweilige Atmosphäre nicht mehr da war. Es fiel so unendlich schwer, auch die Karten mit den Namen der Kinder zum Beispiel aus der Hand zu legen. Eine sehr, sehr nachdenkliche und ernste Stimmung erfüllte den Raum.



So stelle ich mir auch die Situation vor, in der Jesus in unserem Textabschnitt spricht. Jesus, der Wanderprediger, zieht die Menschenmassen an. Er spricht vom liebenden Gott, vom Vater im Himmel, dessen Sohn Kranke heilen kann und Menschen retten kann, die sonst verloren gingen. Jesus zeigt sich als einer, der Wunder vollbringen kann und aus wenig viel machen kann. Da ist es doch kein Wunder, dass Menschen Jesus hinterherlaufen und die neue Botschaft hören wollten. In diese Situation hinein spricht Jesus ernste Worte, sehr ernste Worte.



Wirken diese Worte auch auf Sie, liebe Hörer, schroff und hart? Das kann durchaus sein. Wenn ich Jesus folgen will, soll ich meine Kinder hassen? Da schreit doch eigentlich jedes Herz: „nein, nein, nein.“ Jesus stellt unmissverständlich die Frage nach den Prioritäten. Ist mir jemand oder etwas wichtiger als Jesus? Jesus verlangt ein klares Nein auf diese Frage.  Er ist da kompromisslos. Jesus durchbricht alle Regeln der Werbung. Wer für ein bestimmtes Produkt wirbt, preist es an als eines, das leicht zu haben ist und mit dem man sozusagen den Himmel auf Erden hat. Jesus ist anders. Wer zu ihm gehören will, wird Konsequenzen tragen müssen. Dazu gehören dann eben auch radikale Konsequenzen, Folgen, die nicht in erster Linie angenehm sind.



„Sei ganz sein oder lass es ganz sein!“ ­ so hörte ich es früher öfter von der Kanzel herunter. Jedes Mal erschrak ich dabei. Lieber hätte ich gehört: „Versuch es doch mit Jesus, du wirst sehen, er wird dir helfen.“ Ganz sicher wird Jesus jedem helfen, der nach ihm fragt und ihn sucht. Genauso sicher ist aber, dass Jesus selbst den Weg der größten, der radikalsten Konsequenz gegangen ist. Das ist sein so schmerzhafter Weg ans Kreuz.



Jesus sagt seine deutlichen Worte vollkommen berechtigt. Er ist ehrlich und er meint es ernst. Und darum spricht er auch vom ernsten Weg der Nachfolge. Er mahnt, vorher die Kosten zu überschlagen, die auf einen Nachfolger Jesu zukommen. Es geht ihm um wahrhaftige, aufrichtige Nachfolger. Manchmal denke ich, diesem Anspruch kann ich nicht genügen. Ich weiß ja um meine eigene Schwäche.



Bevor mein Mann und ich heirateten, fragten wohlmeinende Verwandte: „Meint ihr das auch ernst? Wollt ihr wirklich euer Leben zusammen verbringen und durch dick und dünn gehen?“ Im Überschwang der Gefühle einer ersten Liebe bejahte ich diese Fragen. Im Nachhinein weiß ich, dass ich gar nicht alle Kosten überschlagen konnte für diesen Schritt. Ich wusste ja gar nicht, was alles auf mich zukommen würde, und ich weiß auch heute nicht, was alles noch kommen wird. Eine Ehe wird konsequent gelebt, oder sie ist keine Ehe.  Dabei erfahre ich immer wieder, wie Gott Eindeutigkeit segnet. Konsequenz bedeutet, klar zu sein. Wer sich für eines entscheidet, sagt damit zu anderem „Nein.“ Dabei muss auch eine Ehe losgelassen werden können.



Nichts und niemand darf sich an die erste Stelle in unserem Leben setzen außer Jesus.



Die erste Stelle gehört Jesus und niemand anderem. Wer es ernst meint mit der Nachfolge, setzt Jesus an die erste Stelle und das muss so bleiben. Was in Jesu Worten bezüglich der Nachfolge so kompromisslos klingt, zeigt sich im Leben als Möglichkeit, mit ihm auch die größte Schwierigkeit überwinden zu können. Jesus hilft in Zeiten, die uns selber nicht gefallen, weil wir so schwach sind. Er bleibt an unserer Seite, wenn uns nichts mehr bleibt, wenn wir jeden und alles aus unseren Händen geben müssen. 



Sei ganz Sein. Bei ihm ist es gut zu sein. Es ist das Beste. Sind Sie mit mir dabei?



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Autor: Gundula Opitz





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