Vom ungerechten Verwalter
Description
Der Verwalter, die Hauptfigur dieser kleinen Geschichte, konnte selbstständig und in großer Freiheit ein Gut bewirtschaften, bis der Eigentümer Informationen erhielt. Damit verbunden war allerdings auch die Versuchung zur Nachlässigkeit oder zum Betrug. Dieser Versuchung ist der Verwalter erlegen. Doch sein Betrug fliegt auf. Also nichts Neues unter der Sonne. Whistleblower gab es auch schon damals.
Aber Jesus erzählt die Geschichte nicht, um zu lamentieren, wie schlecht die Menschen doch sind oder um sie zu ermahnen, Gottes Gebote ernster zu nehmen. Das wäre damals nichts Neues gewesen – und heute auch nicht. Jesus will an dieser Geschichte etwas anderes deutlich machen.
Er überrascht uns, mit einem Lob für die Klugheit des Verwalters!
Denn, nachdem sich abzeichnet, dass der seinen Job verlieren wird und er keine Alternative für einen künftigen Broterwerb sieht, kommt er auf die Idee, mit der noch vorhandenen Vollmacht in einer letzten Betrugswelle, den Gläubigern seines Chefs etwas Gutes zu tun. Die Summen, um die es da geht, sind nicht ohne.
Dem einen wird die Schuld in Höhe des Ertrages von 140 Olivenbäumen halbiert, dem nächsten der geschuldete Ertrag von 42 ha Ackerland um 20% reduziert usw. Er hofft darauf, dass sich die so begünstigten Gläubiger erkenntlich zeigen und für seinen künftigen Unterhalt sorgen werden. Mit dieser Aktion investiert er in seine Zukunft - und das findet Jesus klug.
Dass jemand mit anvertrautem Gut so umgeht, dass es ihm in Zukunft nützt. Das unmoralische Verhalten bildet nur den Rahmen und wird von Jesus nicht kommentiert. Er erzählt die Geschichte auch gar nicht zu Ende. So ist das mit Beispielgeschichten und Gleichnissen. Man muss genau hinschauen, worauf sie hinauswollen, um sie nicht misszuverstehen.
Dass jemand mit anvertrautem Gut so umgeht, dass es ihm in Zukunft nützt, überträgt Jesus nun Schritt für Schritt im Blick auf das Jüngerv- bzw. Christenleben.
Zunächst ist er noch ganz nah an der Beispielgeschichte: So wie sich der Verwalter Freunde mit dem anvertrauten Geld gemacht hat, sollen auch wir mit dem „ungerechten Mammon“ umgehen.
Heute wissen wir, dass viele Güter des täglichen Lebens, Nahrung, Kleidung, elektronische Geräte u. v. a. auf dem Weg des Unrechts und der Ungerechtigkeit in unsere Geschäfte und Warenhäuser und schließlich zu uns gekommen sind. Wir können uns vieles nur leisten, weil es auf ungerechte Weise hergestellt wurde. Weil anderen Menschen bei der Produktion und in den Lieferketten Unrecht widerfahren ist.
In gewisser Hinsicht gab es das schon immer. „Ungerechter Mammon“ ist ein Ausdruck einer nicht idealen Welt! Der Welt, in der wir leben. In die ist Jesus gekommen. Er warnt vor der Gefahr des Mammon damals wie heute. Vor der Versuchung zu Habgier und Geiz. Vor der Gefahr, sein Herz an Geld und Gut zu verlieren, wenn das Streben danach zu unserem höchsten Ziel wird und andere darunter leiden müssen.
Der untreue Verwalter ist dieser Versuchung erlegen. Doch nachdem er damit Schiffbruch erlitten hat, ändert sich das Ziel seines Strebens. Jetzt geht es ihm darum, sein Leben in der Zukunft zu sichern.
Das höchste Ziel im Leben eines Christen ist es, den Weg zu einem ewigen Platz im Haus des Vaters zu finden! Denn so wie die Quelle des irdischen Wohlstands für den Verwalter plötzlich versiegt und er blank dasteht, so geht es auch mit unserem Wohlstand und den Annehmlichkeiten dieses Lebens irgendwann zu Ende. Klug ist, wer mit seinem Leben in die Zeit danach investiert. Einen ewigen Platz im Haus des Vaters kann man sich zwar nicht kaufen. Aber in diesem Leben auf Jesus zu vertrauen ist klug, weil er der Weg und die Tür zum Vaterhaus ist.
Sich ganz auf Geld und Gut zu verlassen, ist dagegen unklug, weil wir davon nichts Bleibendes erwarten können. Dennoch, sagt Jesus, können wir auch mit dem ungerechten Mammon Gutes tun – sicher nicht durch Betrug wie im Gleichnis. Geld und Gut haben zwar an sich keinen Ewigkeitswert, dennoch können wir sie so einsetzen, dass sie Bleibendes hervorbringen, indem wir das uns Anvertraute mit anderen teilen. Mit Menschen, die uns nahestehen und die wir von Natur aus lieben. Und mit Menschen, die der Herr uns aufs Herz legt, wenn es dafür empfindsam ist und sich nicht verschließt vor der Not eines Mitmenschen.
Wir können Menschen direkt unterstützen oder durch ein Glaubenswerk. Viele christliche Gemeinden, diakonische und evangelistische Werke gibt es nur, weil Menschen diese mit ihrem Geld unterstützen. Das bedeutet, sich Freunde zu machen mit dem ungerechten Mammon. Jedem von uns ist etwas anvertraut. Egal, wie viel oder wenig: Wir können und sollen so damit umgehen, dass es Gutes, ja sogar Ewiges bewirkt.
Die größten Güter dieser Welt sind jedoch etwas Geringes im Vergleich zu den ewigen Gütern, die uns in Christus anvertraut werden. Manchen Christen wird eine leitende Aufgabe im Reich Gottes anvertraut. Eine Qualifikation dafür ist der verantwortungsvolle Umgang mit dem Geld und Gut, das einem Christen in seinem persönlichen Leben anvertraut ist.
Denn: Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu.
Das Ziel des Jünger- und Christenlebens ist es, immer mehr zu einem Menschen werden, den Jesus in ihm sieht. Nicht ständig hin und her gerissen, sondern mit ganzem Herzen und mit allem, was uns in diesem Leben anvertraut ist, dem Herrn dienen. Im Vertrauen auf sein Versprechen, uns hier mit allem zu versorgen, was wir brauchen und auf einen ewigen Platz im Vaterhaus.
Autor: Pastor Ulrich Tesch
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