Vom verlorenen Sohn

Vom verlorenen Sohn

Update: 2025-10-03
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Der erste Vers von Lukas 15 macht deutlich, wem die Geschichte vom verlorenen Sohn gilt:

„Es nahten sich allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.“ Schon hier wird klar: Jesus erzählt dieses Gleichnis als Antwort auf ein religiöses Denken. Ein Denken, das auf Leistung fixiert ist, das richtet und verurteilt.

Ein Denken, das Menschen klein macht und ihnen ihr wahres Potenzial abspricht. Jesus stellt diesem Denken ein anderes Bild gegenüber – das Bild eines Vaters, der völlig anders handelt, als man es erwartet hätte. Damit zeigt er uns: So ist Gott wirklich. Und er stellt unser religiöses Denken in Frage – vor allem in drei Punkten:



1. Gott hat kein Problem mit Sündern



Wir Menschen haben oft eins. Sünder – die brechen Regeln, schaden anderen, verhalten sich nicht so, wie sie sollen. Wir neigen dazu, auf Abstand zu gehen.



Eigentlich hätte der Vater im Gleichnis genauso reagieren müssen. Sein Sohn hatte das Erbe verschwendet, verantwortungslos gehandelt, nur an sich gedacht, seine Erziehung missachtet und seinen Vater zutiefst verletzt. Alles Gründe, ihn endgültig zu verstoßen.



Aber der Vater ist anders – eben wie Gott. „Als der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn. Er lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“



Gott wendet sich Sündern nicht strafend zu, sondern voller Liebe und mit dem Wunsch eine Beziehung wiederherzustellen. Er sieht ihre wahre Bestimmung. Er rennt uns entgegen, obwohl wir alles verspielt haben. Das ist das Bild eines barmherzigen Vaters. Der Apostel Paulus sagt es so: „Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,8)



Wir sollten daher nicht denken, dass Gott uns nach unseren Fehlern auf Abstand hält oder uns verwirft. Sondern wir dürfen glauben: Er rennt uns entgegen, nimmt uns an und sieht in uns seine Kinder.



2. Gott ist reich und großzügig



Unser Denken sagt: Wer alles verschwendet, hat keine zweite Chance verdient. So jemand sollte nichts mehr bekommen. Aber Gottes Ressourcen sind unendlich – materiell und geistlich. Seine Reaktion ist nicht Enttäuschung, sondern Großzügigkeit.



Der Vater gibt dem Sohn das beste Gewand, einen Ring, neue Schuhe. Und er schlachtet das Mastkalb. Er gibt nicht nur Vergebung, sondern Ehre, Identität, Versorgung.



Psalm 103,10 fasst es zusammen: „Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach unserer Schuld.“



Wir sollten daher nicht denken, dass Gott kleinlich rechnet, enttäuscht den Kopf schüttelt oder uns nur das Nötigste zuteilt. Sondern wir dürfen glauben: Gott ist verschwenderisch großzügig. Er versorgt uns reich und schenkt uns aus seiner Fülle.



3. Gott feiert gerne



Man hätte die Rückkehr des Sohnes still und leise abwickeln können – eine peinliche Angelegenheit, am besten ohne großes Aufsehen. So hätte es wohl der ältere Bruder gerne gemacht.



Aber der Vater will feiern! Schon zur Zeit des Alten Testamentes war ungefähr ein Viertel der Tage zum Feiern reserviert, wenn man Feiertage und Hochzeiten berücksichtigt. Gott ist ein Gott der Freude. Seine Feste gelten nicht der Leistung, sondern der Beziehung, der Umkehr, der Wiederherstellung. Er lädt alle ein – auch die, die draußen stehen und nicht verstehen, was es da zu feiern gibt.



„Darum mussten wir doch feiern und fröhlich sein!“ sagt der Vater im Gleichnis. Und Jesus ergänzt (Lukas 15,7): „So wird auch im Himmel mehr Freude über einen einzigen Sünder sein, der umkehrt …“



Oder, wie es jemand einmal gesagt hat: „Der Himmel ist kein Lohnbüro, sondern ein Festsaal.“



Wir sollten daher nicht denken, dass Freude und Feiern nur für die Guten reserviert sind. Sondern wir können glauben: Gott lädt uns alle in seine Freude ein – und wer umkehrt, ist Grund genug für ein Fest.



Die Geschichte vom verlorenen Sohn zeigt uns: Gott ist anders, als wir oft denken. Er hat kein Problem mit Sündern – er stellt uns wieder her. Er ist nicht geizig, sondern großzügig – er schenkt uns aus seiner Fülle. Und er feiert gerne – weil wir ihm wichtig sind.



Vielleicht merken wir dabei: Unser Gottesbild braucht manchmal eine Korrektur. Wir neigen dazu, Gott durch die Brille unserer Erfahrungen zu sehen – streng, enttäuscht, schwer zufriedenzustellen. Aber Jesus zeigt uns hier einen Gott, der ganz anders ist: voller Liebe, voller Güte, voller Freude.



Darum sind auch wir eingeladen, umzudenken. Wir müssen uns nicht länger über unsere Fehler oder über unsere Leistung definieren. Wir dürfen auf den Vater schauen, der uns entgegenkommt. Und dieser Vater will mehr, als uns nur gerade eben zu vergeben: Er will uns wiederherstellen. Er schenkt uns eine neue Identität, neue Würde und ein neues Leben in seiner Nähe.



Wir müssen nicht draußen bleiben – nicht aus Scham wie der jüngere Sohn und nicht aus Bitterkeit wie der ältere Sohn. Der Vater will, dass wir hineinkommen in seine Freude. Er will uns wieder aufrichten und an seinen Tisch setzen.



Vielleicht fühlen Sie sich gerade wie der jüngere Sohn: weit weg, gescheitert, beschämt. Oder wie der ältere Sohn: korrekt, aber innerlich leer. Für beide gilt: Der Vater wartet schon. Er rennt Ihnen entgegen. Er stellt Sie wieder her. Und er lädt Sie ein – hinein in seine Nähe, hinein in seine Freude, hinein in das wahre Leben mit ihm.


Autor: Pastor Christoph Bergfeld





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