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Nach der Zerstörung: Biotop - Lebensraum Steinbruch

Nach der Zerstörung: Biotop - Lebensraum Steinbruch

Update: 2025-09-081
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Description

Wunden in der Landschaft. Der erste Eindruck eines aufgelassenen Steinbruchs. Doch Naturschützer verwandeln die Mondlandschaften zu einem Refugium für seltene Tier- und Pflanzenarten. Aber die paradiesischen Orte sind auch nicht ganz unumstritten. Autorin: Katharina Hübel

Credits


Autorin dieser Folge: Katharina Hübel
Regie: Frank Halbach
Es sprach: Hemma Michel
Redaktion: Bernhard Kastner


Im Interview:
Pascal Bunk und Annika König, Biodiversitätsmanager:innen von Knauf;
Tom Konopka, Regionalreferent für Mittelfranken BUND Naturschutz in Bayern e.V.;
Dr. Andreas von Lindeiner, Artenschutzreferent und Landesfachbeauftragter des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz



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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.


Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:


01 Reportageszene


Reporterin: Wir stehen hier in so einer leichten Kuhle mitten im Gras…


Mann (empört): Das ist kein Gras!


Reporterin: Das ist kein Gras? Was isses denn?


Mann: Ein bisschen Gras ist dabei, aber wenn man so genau hinguckt, sieht man auch viele Kräuter. Also, das ist hier eine extrem artenreiche Wiese …


MUSIK  „Clock Winder“; ZEIT: 00:57


Sprecherin 


+ Atmo 01 im Hintergrund


Am Rande des südlichen Steigerwaldes. Im Landkreis Kitzingen, bei Iphofen, liegt Hellmitzheim. Ein kleines fränkisches Dorf. Pascal Bunk ist Ökologe und unterwegs, um den Zustand einer Wiese zu untersuchen. 


02 Reportageszene


Wiesenlabkraut haben wir hier … sind fast schon kleine Büschel, die wachsen … - Und das, wo Sie gerade die Bestimmung machen? Das hat so ein bisschen größere, daumenlange Blätter - mal schauen …. Der Große Wiesenknopf wird das mal. - Es ist der, der dann so lila blüht, wie so ein knopfförmiger Blütenkopf ….


MUSIK ENDE


Sprecherin 


+ Atmo 02 im Hintergrund (zu hören sind Protas und Reporterin, bitte ganz ganz niedrig ziehen, damit man den Eindruck hat: da ist jemand gemeinsam unterwegs, aber man hört nicht, was gesagt wird)


Annika König (Aussprache bitte hinten mit hartem k) ist eine Kollegin von Pascal Bunk und mit dabei auf der Suche nach seltenen Pflanzen und Tieren.


03 Reportageszene


Pascal, hast Du was gefunden? – Ja, das müsste die veronica spicata sein, der Ährige Ehrenpreis …


Sprecherin 


+ Atmo 03 im Hintergrund


Pascal Bunk macht ein Foto von einer Staude und lädt es in seine Pflanzenbestimmungs-App hoch. Volltreffer: Veronica spicata. Kategorie: gefährdet. Eine Rote-Liste-Art. Lila-bläulich ragen ihre länglichen Blüten im Frühsommer zwischen den schmalen Blättern hervor. Ein Festmahl für Schmetterlinge.


OT 04 Pascal Bunk


Verschiedenste Bläulinge, Dickkopffalter, den Schwalbenschwanz habe ich hier auch schon gesehen. Bienen, Wildbienen jede Menge …. Also das ist halt ein Insektenparadies, so ne Wiese. (…)


OT 05 Pascal Bunk, leiser, etwas weiter entfernt, nähert sich an:


Auch sehr unscheinbar, das ist jetzt ein Hirschhaarstrang ….


Reporterin: Was ist das Besondere an dem?


Das es den hier eigentlich gar nicht mehr gibt in der Landschaft, nur noch in Naturschutzgebieten ist der zu finden, und wir haben ihn jetzt hier wieder auf dieser Renaturierungsfläche ansiedeln können.


Atmo 04 kurz freistehend, Schritte, die gehen, Vögel, die singen


MUSIK privat Take 017 Bio Diversity; Album: Green Planet; Label: 2008 UPPM RECORD; Interpret: James Kaleth; Komponist: James Kaleth; ZEIT: 00:21


Sprecherin 


+ Atmo 04 im Hintergrund


Die Wiese war nicht immer so artenreich – über hundert verschiedene Pflanzen wachsen dort mittlerweile. Vor zwanzig Jahren war sie das Gegenteil. Pascal Bunk und Annika König sind nämlich keine üblichen Naturschützer: Sie sind Angestellte in der Rohstoffindustrie. Unterwegs im Auftrag einer Gipsfirma.


MUSIK ENDE


Atmo 05 Ziegen


Sprecherin 


+ Atmo 07 im Hintergrund


Nicht weit entfernt umgibt ein hoher Metallzaun ein Areal. Die Grasfläche, auf der die Ziegen und zwei schottische Hochlandrinder weiden, endet bald und geht über in offene Erde. Klumpen bleiben an den Schuhen hängen. 


08.2. Reportage Sequenz


Die Klüfte haben sich natürlich gebildet. Das Wasser fließt, schlängelt sich so durch, wir stehen hier auf so Erdstufen, würde ich es mal nennen.


Sprecherin 


+ Atmo 07


Und dann: geht es senkrecht in die Tiefe. Eine Steilwand aus Erde und Steinen tut sich auf. Unten ein riesiges Loch, in dem sich Wasser sammelt. Ein bisschen Schilf ist in der Ferne zu sehen. Dahinter: Rapsfelder.


OT 09 Pascal Bunk


Wir sind jetzt im Steinbruch Hellmitzheim, der ist frisch stillgelegt, also vor drei Jahren wurde hier die letzte Tonne rausgeholt.


Sprecherin 


+ Atmo 07


Ein Steinbruch der Firma Knauf, die sich auf den Abbau von Gips spezialisiert hat. Die Firma, bei der Pascal Bunk und Annika König angestellt sind.


OT 10 Pascal Bunk


Und der Teil, in dem wir jetzt stehen, der wird renaturiert. Also, der wird komplett sozusagen für den Naturschutz hergerichtet und soll ein so genanntes Ökokonto werden. Also hier sammeln wir sozusagen Naturschutzpunkte. Wir werten sozusagen die Landschaft auf. 


Sprecherin 


+ Atmo 07


Drei Hektar Land, die das Unternehmen einem Landwirt abkaufen konnte, bevor hier Steinbruch war. Der Steinbruch selbst war viel größer: zehn Hektar. Nicht alle Bauern wollten ihr Land verkaufen. 


Manche verpachten nur für die Dauer des Abbaus. Am Horizont sieht man noch ein paar Steinhaufen.


OT 11 Pascal Bunk


Was hier abgebaut wird ist Naturgips, also wirklich Stein. Deswegen sieht man auch so diesen Höhenunterschied. Deswegen ist es wie ein Hügel da hinten, das ist das Massendefizit. 


Sprecherin


Die Landschaft hat jetzt eine Delle, wo der Gips aus dem Boden herausgeholt worden ist. Gipsabbau gibt es in dieser Region schon seit dem Mittelalter. „Wein, Gips und Holz sind Iphofens Stolz“ steht auf der Homepage der Stadt, in der Knauf seinen Hauptsitz hat. Als das „weiße Gold Iphofens“ wird der Naturgips auch bezeichnet. Das Unternehmen ist mit diesem Rohstoff zum weltweiten Player geworden. 


OT 12 Pascal Bunk


In der Regel sind wir nicht Eigentümer von diesen Flächen, die wir abbauen, sondern wir haben Abbauverträge mit den Eigentümern, weil Gips ein so genannter grundeigener Bodenschatz ist, das heißt, er gehört den Grundeigentümern. Das ist anders als zum Beispiel Kohle oder Metall. Die gehören dem Staat.


Sprecherin


Nach dem Abbau müssen Rohstoff-Firmen meistens wieder Ackerland herstellen, wenn die Bauer ihr Land wieder zurückwollen. In neunzig Prozent der Fälle ist das so, schätzt Pascal Bunk. Dafür trägt man den Oberboden extra vor dem Gipsabbau ab und lagert ihn ein. Dann kommt der Boden wieder aufs Land. ‚Rekultivieren‘ heißt das.


OT 13 Pascal Bunk


Das ist schon ziemlich tricky. Man hat ja das Bodengefüge zerstört, das auch durch Regenwürmer und so entstanden ist. Das dauert eine Weile, bis sich das wieder regeneriert hat. Man sagt: Zehn Jahre kann das dauern, bis die Ertragsfähigkeit der Böden wieder so ist wie vorher.


Sprecherin


Dann ist die Fläche zwar wieder grün, aber oft wachsen darauf eben nur bestimmte Nutzpflanzen. Auch die Tierarten, die dort vorkommen, sind überschaubar. Das, was Pascal Bunk als Ökologe erreichen möchte, ist ein anderer Zustand. Der geht aber nur, wenn die Bauern das Land verkaufen:


OT 14 Pascal Bunk


Das ist eine Renaturierung, weil wir halt weggehen von der vorherigen landwirtschaftlichen Nutzung … Und jetzt sehen wir einen kleinen See mit einer Insel und hier hint

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