Vom reichen Mann und armen Lazarus
Description
„Es war auch ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Geschwüre und hätte sich gerne von den Brotkrumen, die vom Tisch des Reichen fielen, gesättigt; sogar die Hunde kamen und leckten ihm seine Geschwüre“, haben Sie eben in unserem Bibelabschnitt gehört.
Was für ein Kontrast: auf der einen Seite lebt ein reicher Mann herrlich und in Freuden, genießt erlesene Speisen, trägt die schönsten Kleider. Auf der anderen Seite Lazarus - arm, krank und am Boden. Wie es aussieht, sind die einzigen, die sich für ihn interessieren, die Hunde.
Gerade haben wir in der Gemeinde eine Hochzeit gefeiert. Im Rahmen der Trauung ging es auch darum, sowohl in guten wie auch in schweren Zeiten füreinander da zu sein. Wie wertvoll ist es, wenn auch dann, wenn es uns schlecht geht, jemand an unserer Seite ist. Lazarus ist allein. Er leidet. Kein Mensch kümmert sich um ihn. Das kann auch heute passieren; manch einer kann ein trauriges Lied davon singen.
Der Mensch ist nicht fürs Allein-Sein gemacht
Eine Freundin von mir lebt allein. Als ihr betagter Hund vor einiger Zeit starb, war sie verzweifelt und fühlte sich einsam. Schon bald motivierten Freunde sie, wieder einen kleinen Hund zu sich zu nehmen. Man könnte die beiden als Symbiose bezeichnen - sie sind füreinander da. Das quirlige Hundchen zeigt ein ausgeprägtes „soziales Komfortverhalten“, ist sensibel dafür, wie es Menschen geht. Kommt jemand zu Besuch, reagiert es feinfühlig und schleckt mit seiner Zunge jeden verloren geglaubten Ankömmling ausgiebig ab. Ist jemand traurig, ist der Hund sanft tröstend unterwegs. Ist jemand gesundheitlich angeschlagen, zeigt der Kleine sich besonders geduldig und fürsorglich. Geht es einem besser, zieht das Tier sich zurück und legt sich beruhigt schlafen.
Eine liebevolle Begegnung kann heilsam wirken, doch viele Menschen sind mit sich beschäftigt oder mit dem, was ihnen wichtig erscheint. Wie damals bei Lazarus. Der arme Mann lebte im Elend, hatte Schmerzen, doch wen kümmerte das? Jedenfalls nicht den reichen Mann, der selbstzufrieden einherschritt. Erst als er nach seinem Tod Qualen litt, gehen ihm die Augen auf. Im Nachhinein sieht er ein, wie wenig Bestand sein ganzer Reichtum hat. Lazarus hingegen geht es jetzt besser. Er ist bei Gott geborgen, in Abrahams Schoß, getröstet und versorgt mit allem, was er braucht. Wirklich himmlisch! Für den Reichen kommen Einsicht und Buße zu spät. Er war mit falschen Werten unterwegs. Das merkt er nun.
Gott kennen lernen
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle von einer Frau erzählen. Sie arbeitet hart, um als Alleinerziehende ihre drei Kinder und sich über Wasser zu halten. Solange alle gesund sind, funktioniert es einigermaßen. Sie ist eine starke Frau, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Aber was ist ihr Fundament?
Eines Tages erleidet die junge Mutter einen Schlaganfall. Sie ist gelähmt auf einer Seite, kann nicht sprechen, sitzen, aufstehen oder gehen, geschweige denn sich um ihre Kinder kümmern. Alle Fähigkeiten (bis auf das Atmen, das kann sie noch) sind dahin. Es dauert etwas, bis ihr das Elend in vollem Ausmaß deutlich wird. Sie muss zur Toilette und kann sich nicht rühren. Sie hat Hunger, kann es aber niemandem mitteilen. Sie braucht Hilfe, bekommt aber keine. Die Kinder sind zu klein, um zu verstehen.
Die vermeintlich starke Frau ist am Boden wie der arme Lazarus. In ihrer Verzweiflung erinnert sie sich an jemanden, der als Christ versucht, Glaube und Leben unter einen Hut zu bringen. Er hat gesagt: „Vertrauen Sie darauf, dass Jesus Ihnen hilft! Er tut es.“ Sie möchte beten und weiß nicht wie. Doch sie kann es ja zumindest versuchen, überlegt sie zaghaft. Kein Mensch ist da. Vielleicht hilft Jesus ihr wirklich? In Gedanken sagt sie: „Jesus!“ Dann schläft sie erschöpft ein. Als sie wieder aufwacht, betet sie weiter: „Hilf mir!“
Tatsächlich sieht sie im Geist, wie Jesus sich zu ihr beugt und hört, wie er voller Mitleid mit ihr spricht. Diese Begegnung tröstet sie, lässt sie nach und nach neuen Mut fassen. Mühsam lernt sie in den folgenden Monaten viele Dinge wieder neu, kehrt ins Leben zurück. Aber etwas ist anders: das Fundament, auf dem sie steht, ist nicht mehr ihre eigene Kraft. Wie wenig diese Bestand hatte, hat sie erlebt. Der Boden, auf dem sie jetzt zu stehen lernt, ist ein lebendiger Glaube an Jesus Christus. Seine Liebe umgibt, stärkt und motiviert sie an jedem neuen Tag. Ihr Leben ist nach wie vor nicht einfach, aber sie weiß, dass sie nicht allein ist und hat neue Hoffnung.
Die richtigen Werte zählen
Im „Vater unser“ heißt es: „wie im Himmel so auf Erden“. Mit welchen Werten sind wir unterwegs? Eher wie der Reiche in seinem irdischen Leben, oder wie Lazarus im Himmel? Unsere Entscheidungen prägen unser Leben und auch das unserer Mitmenschen. Ob ich im Freundeskreis, in der Familie, am Arbeitsplatz, im Verein oder einer Gemeinde Begegnungen habe - lebendiger Glaube prägt Werte. Werte verändern die innere Haltung und aus ihr ergibt sich unser Verhalten. Von Jesu Liebe motiviert, werde ich liebevoller - und das zeigt sich im Alltag. Vielleicht klappt es nicht immer, aber zumindest tendenziell. Und mit der Zeit wandeln sich schlechte Gewohnheiten zu guten. Habe ich, wie der Reiche, bisher hochmütig auf Leute herabgeschaut, lerne ich nun mehr Mitgefühl und Barmherzigkeit. Dies hat Vorteile für alle: für unseren Nächsten, zum Beispiel den armen Lazarus, und für uns selbst - und zwar nicht erst im Himmel, sondern schon hier auf der Erde.
Nicht zuletzt steht die Frage im Raum: wie viel Freude hat Gott dann wohl an alledem? Nicht nur weil wir Gutes tun, sondern weil wir aus einem lebendigen Glauben an ihn ein neues Leben führen. Wir sind nach seinem Ebenbild geschaffen. Wie gut, wenn wir mit einer seiner würdigen Haltung leben! Ich wünsche Ihnen einen lebendigen Glauben und Gottes Segen
Autor: Claudia Volkmann
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