Worte an die Pharisäer
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Diese Verse sind an die Pharisäer gerichtet. Jetzt kann ich gleich denken: „Das betrifft mich doch nicht!“ Ist es so?
Ich erinnere mich an die Geschichte aus dem Lukasevangelium, Kapitel 18, 11. Der Pharisäer schlug sich an die Brust und sagte: „Gut, dass ich nicht bin wie die anderen, die Sünder ...“
Ja, natürlich, ich bin doch kein Pharisäer! Wir sind doch alle Sünder, das ist doch klar. Jesus beschreibt die Pharisäer als Menschen, die von sich selbst besser dachten als von anderen. Sie machten sich eigene Gesetze, die sie, nach ihrer Meinung „heiliger“ machten. Jesus bezeichnet sie auch als Heuchler. Die meisten von ihnen glauben nicht, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, der gekommen ist, um auch sie zu retten. Sie sprachen sich gegen ihn aus und ver/beurteilten seine Anhänger als solche, die nicht Gottes Willen täten und nicht nach ihren Gesetzen lebten. Sie liebten das Geld und suchten die eigene Ehre und Anerkennung vor den Menschen. Sie ließen sich verehren.
Wahrscheinlich könnte ich hier noch viele Punkte hinzufügen. Dennoch fällt mir beim Nachdenken über die biblischen Texte, die von den Pharisäern handeln, auf, dass ich selbst vielleicht manchmal wie ein Pharisäer denke und handle. Wie oft kommt mir in den Sinn, andere wären keine guten Christen, weil sie jenes nicht tun und anderes wiederum für völlig o.k. halten. Ich sehe mich dann selbst „heiliger “ an als sie.
Geld ist wichtig und ohne geht es nicht. Aber das Geld zu lieben, wie drückt sich das denn aus? Vielleicht sollte ich mich mal wieder fragen, ob meine Spende ein Opfer ist oder ob ich weggebe, was ich übrighabe? Ein Opfer kann weh tun in meiner Finanzplanung, es kann auch zu einschneidenden Veränderungen in meinem Alltag führen. Eine Spende, die ich Gott zu Verfügung stelle, ist wahrscheinlich nicht unbedingt von großer Auswirkung auf meinen jetzigen Lebensumstand (wenn es keine einschneidende Summe ist). Gott hat nichts dagegen, dass ich spare und mir etwas Schönes kaufe oder in den Urlaub fahre. In seinen Augen macht es wenig Sinn, dass ich mehr und mehr Geld anhäufe und die Not des anderen mich nicht zum Geben motiviert. Diese ungute Eigenschaft des Pharisäers möchte ich ablegen.
Gott kennt das Herz der Pharisäer und er kennt auch mein Herz. Ist das eine schöne Erkenntnis oder eine erschreckende? Wenn mein Glaube Tiefgang hat, meine Beziehung zu Jesus eine lebendige ist, sein Wort von Bedeutung, das Gebet Ausdruck für aktiven Austausch ist, dann brauche ich nicht darüber erschrocken zu sein, dass Gott mein Herz sieht. Es darf mich freuen und mich geborgen fühlen lassen.
Wenn das allerdings nicht der Fall ist (das weiß nur ich allein), dann findet Gott vielleicht unvergebene Schuld, Bitterkeit, Heuchelei, eigensinnige Entscheidungen und eine Menge mehr in meinem Herzen. Trotzdem sieht Jesus gerne hinein. Mit dem Psalmbeter vom Psalm 139 bitte ich ihn, mein Herz unter die Lupe zu nehmen und es zu reinigen. Gott ist eben anders als die Menschen und er misst mit anderem Maß, das ist sehr gut so! In diesem Sinne darf ich mich auch von dem fernhalten, was mich von Gott entfernt. Ich lerne, wie er denkt und mir seine Liebe schenkt, gerade deswegen, weil er kein leistungsorientierter Gott ist. Ist das nicht befreiend?
Im folgenden Vers macht Jesus mich auf eine unumstößliche Wahrheit aufmerksam. Durch das Gesetz, das niemand von uns einzuhalten schafft, kann ich mich nicht retten. Außerdem ist seit Jesus´ Tod und Auferstehung das Gesetz durch ihn erfüllt und die Gnadenzeit, der neue Bund, angebrochen. Der Vorhang im Tempel zerriss (Markus 15,38) und Sie und ich haben freien Zugang zu Gott. Damit rückt die Gnade vor das Gesetz. Das Gesetz verurteilt mich als Sünderin, weil ich es nicht halten kann. Die Gnade ist ein unverdientes Geschenk Gottes, die mich aber aus Liebe zu ihm nicht davon entbindet, seine Gebote zu halten. Wenn ich einen Menschen liebe, dann tue ich auch nicht ständig Dinge, die ihm nicht gefallen. Ich bemühe mich, Gott zu gefallen, weil er mich liebt. Dieses Bemühen ist das, was Gott freut. Er sieht mich als sein Kind durch Jesus, der für mich eingetreten ist, wenn ich mit ihm lebe.
Somit ist die Gnade keine Freifahrtkarte.
Die Pharisäer meinten, zum Reich Gottes zu gehören, doch der Herr sagte ihnen praktisch: „Ihr könnt nicht das großartige Sittengesetz Gottes verletzen und noch immer einen Platz im Reich Gottes beanspruchen.“ Vielleicht fragten sie sich: „Welches sittliche Gesetz haben wir denn verletzt?“ Der Herr wies sie darauf hin, dass das Ehegesetz niemals vergehen würde. Jeder Mann, „der seine Frau entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch; und jeder, der die von einem Mann Entlassene heiratet, begeht Ehebruch“. Genau das taten die Pharisäer auf geistlichem Gebiet.
Das jüdische Volk hatte von Gott einen Bund erhalten. Doch diese Pharisäer kehrten Gott den Rücken, indem sie wie verrückt nach materiellem Reichtum strebten. Jesus machte ihnen diesen Vorwurf, weil sie im geistlichen Sinne die eheliche Beziehung mit Gott gebrochen hatten. Sich über Gott zu stellen und seine Gnade nicht in Anspruch nehmen zu wollen, macht sie zu Heuchlern.
Aus dem Zusammenhang der Verse erkläre ich mir, dass die Ehe ein Bild ist für die Beziehung Gottes zu seinem Volk Israel und der Beziehung Jesu zur christlichen Gemeinde ist und damit auch zu mir.
Und nun komme ich zu meiner Anfangsfrage zurück: Wie sehr ähnele ich dem Pharisäer? Ich glaube, mehr als es mir recht ist. Jakobus macht mich darauf aufmerksam „Täter des Wortes“ aufgrund der Erkenntnisse aus der Bibel zu sein und nicht nur Hörer! Schön, wenn Sie Gottes Wort lesen und hören, gesegnet sind Sie, wenn Sie es tun.
Ich wünsche Ihnen diesen Segen!
► Sie haben Fragen zum christlichen Glauben? Fragen Sie doch Nikodemus.AI!
Autor: Christine Müller
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